Moskau, 19. September 2019 — Kaum zu glauben, aber wahr: Mehr als 60 Jahre nach dem Start von Sputnik-1 vom 4. Oktober 1957 hat Russland jetzt noch neue bislang geheime Dokumente über den ersten künstlichen Erdsatelliten veröffentlicht. Besonders aufschlussreich sind dabei Aufzeichnungen des Raketeningenieurs Michail Tichonrawow (1900–1974), der damals im Wissenschaftlichen Forschungsinstitut Nr. 4 (NII-4) des Verteidigungsministeriums der UdSSR maßgeblich an der Entwicklung der Sputniks und Wostok-Raumschiffe beteiligt war.
Aus dem von der GK Roskosmos veröffentlichten Dokument geht unter anderem hervor, dass der erste Sputnik eigentlich zwei bis drei Tonnen wiegen und die Erde in etwa 300 bis 400 Kilometern Höhe nicht weniger als zehn Jahre ohne Korrektur umkreisen sollte. Zudem sei auch daran gedacht gewesen, ihn mit einer Filmapparatur und einer Ausrüstung für die Unterbringung von Tieren auszustatten. Selbst die Möglichkeit des Baus von bemannten Raumschiffen, Raumstationen oder gar orbitalen Kosmodromen für die Montage von Raketen im Erdorbit für künftige Flüge zum Mond und zu Planeten sei angedacht worden.
Da die wissenschaftliche Ausstattung von Sputnik-1, für die die Akademie der Wissenschaften der UdSSR verantwortlich zeichnete, nicht rechtzeitig fertig wurde, ließ Chefkonstrukteur Sergej Koroljow (1907-66) den Einfachsten Sputnik-1 (Prostejschij sputnik-1/PS-1) mit nur 83,6 Kilogramm Masse und nur einem Sender an Bord bauen, um den USA zuvor zu kommen. Der Sputnik flog nur 92 Tage.
Fazit: Offenbar sollte damals verschwiegen werden, dass Sputnik-1 nur ein Behelf war, während der geplante erste Satellit dann unter Sputnik-3 in die Geschichte einging.
© Gerhard Kowalski