Houston, 8. August 2010 — Der Austausch einer defekten Ammoniakpumpe an der Internationalen Raumstation
ISS bereitet den Amerikanern mehr Probleme als ihnen lieb ist. Am Samstag mussten die Astronauten Doug Wheelock und Tracy Caldwell Dyson ihre Arbeit beenden, ohne die Tagesaufgabe erfüllt zu haben. Eigentlich sollten sie beim ersten von zwei geplanten Ausstiegen in den freien Raum die Ammoniakleitungen abbauen und dann die Pumpe gegen eine neue austauschen. Das wurde allerdings durch ein Leck in der letzten Leitung verhindert. Diese musste daraufhin wieder angeschlossen und das Leck provisorisch abgedichtet werden, was viel Zeit kostete. Der Außenbordeinsatz wurde daraufhin nach acht Stunden und drei Minuten um 21.22 Uhr deutscher Zeit abgebrochen.Inzwischen grübeln die Experten der Luft- und Raumfahrtbehörde NASA darüber nach, wie sie weiter mit Leck und Pumpe verfahren sollen. Auf einer Videopressekonferenz wurde in der Nacht zum Sonntag mitgeteilt, dass für die Behebung des Problems mindestens noch zwei Ausstiege erforderlich seien. Der erste davon werde „nicht vor Mittwoch“ stattfinden.
Den Experten war von vornherein klar, dass der Samstag-„Weltraumspaziergang“ alles andere als ein Spaziergang werden würde. Sie hatten ihn deshalb höchst akribisch vorbereitet. Dazu gehörte auch eine Simulation des Pumpenwechsels in einem Wasserbecken des NASA-Raumflugzentrums in Houston (Texas). Normalerweise dauern die Vorbereitungen für so eine komplizierte Operation mindestens zwei Wochen. Doch diesmal hatte man diese Zeit nicht, nachdem am vergangenen Wochenende die Pumpe und damit auch einer der beiden Kühlkreisläufe im US-Segment ausgefallen waren. Seitdem ruht die normale Arbeit in der ISS, alles konzentriert sich auf die Behebung des Schadens.
Eine Gefahr für die sechsköpfige russisch-amerikanische Besatzung der ISS besteht nach Meinung der NASA aber nicht, zumal die Russen in ihrem Segment eigene Lebenserhaltungssysteme haben. Die Kühlung der elektrischen Geräte und Avionik im US-Teil übernahm der zweite, intakte Kreislauf mit. Vorsichtshalber wurden aber viele Systeme abgeschaltet, um ihn nicht zu überlasten.
Die NASA tat sich bei der Berichterstattung über die Pumpen-Panne offenbar ein bisschen schwer. Erst mit großer Verspätung meldete sie auf ihrer Webseite die Beendigung des Ausstiegs von Wheelock und Caldwell Dyson. Um der Sache auch noch einen positiven Aspekt abzugewinnen, griff sie zudem zu einem Trick. Sie verkündete eingangs, dass die beiden Astronauten mit ihren acht Stunden und drei Minuten einen neuen Langzeitrekord bei den nunmehr 148 Ausstiegen in der über zehnjährigen ISS-Geschichte aufgestellt hätten. Damit rangierten sie außerdem auf Platz sechs der ewigen Weltbestenliste in der gesamten bemannten Raumfahrt.
Erst nach dieser „Erfolgsmeldung“ ließ die NASA die Katze aus dem Sack. Doch für die interessierten Journalisten war dies nicht von Relevanz. Sie konnten wie immer über NASA-TV den Ausstieg live verfolgen, mussten dabei diesmal aber besonders viel Geduld aufbringen.
(für ddp)