

Moskau, 20. Dezember 2018 — Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst und seine Crewmitglieder Sergej Prokopjew (Russland) und Serena Aunon-Chancellor (USA) sind am Donnerstag morgen sicher von der Internationalen Raumstation ISS zur Erde zurückgekehrt. Ihr Raumschiff Sojus MS-09 landete nach 197 Tagen im All um 06.02 Uhr deutscher Zeit 147 Kilometer südöstlich der Kupferstadt Sheskasgan bei Minusgraden in der verschneiten kasachischen Steppe.
Wegen des diesigen Wetters war die Landung bei der TV-Direktübertragung nicht zu sehen. Die Kamera irrlichterte lediglich über die Steppe. Der Grund dafür könnte sein, dass die Landekapsel wegen des starken Windes etwa 20 Kilometer vom vorausberechneten Punkt niederging. Zu sehen war dann aber, wie nach 30 Minuten der Russe, nach 42 Minuten die Amerikanerin und nach 45 Minuten schließlich der Deutsche aus der Kapsel, die aufrecht stand, geborgen wurden. Gerst machte mit Abstand den frischesten Eindruck. Er hatte sogar seine eigene Wollmütze dabei, die er aus einer Tasche seines Skaphanders zog und aufsetzte. Er fühle sich „sehr gut“, sagte er auf eine Reporterfrage. Er freue sich jetzt, nach Hause zu kommen und mit der Familie Weihnachten zu feiern. Dann beginne die wissenschaftliche Auswertung seiner Mission, die noch lange nicht zu Ende sei.
Mit an Bord hat das Trio auch einen Container mit Materialproben, die zwei russische Kosmonauten am 11./12. Dezember an der Außenhaut der Orbitalsektion des Raumschiffes genommen haben, in der Ende August ein mysteriöses Bohrloch entdeckt worden war. Jetzt soll ermittelt werden, wann das Loch entstanden ist, das vorsätzlich gebohrt wurde, wie die russische Raumfahrtagentur GK Roskosmos mitteilte. Sie geht davon aus, dass das Loch sowohl bereits auf der Erde als auch erst in der Station entstanden sein kann. Damit stehen auch Gerst und alle anderen Besatzungsmitglieder, die zwischen dem 8. Juni und dem 30. August in der Station waren, quasi unter Verdacht.
Die betroffene Orbitalsektion selbst ist nach dem Abkoppeln des Raumschiffes von der Station um 02.40 Uhr in den dichten Schichten der Atmosphäre verglüht und steht somit als Beweismittel nicht mehr zur Verfügung. Der Container mit den Materialproben soll russischen Medienberichten zufolge nach der Landung versiegelt und dann zur RKK Energija in Koroljow bei Moskau gebracht werden. Dort werde er voraussichtlich am Freitag den Sicherheitsorganen übergeben werden. Die Untersuchung der Proben werde möglicherweise in Labors des Inlandsgeheimdienstes FSB stattfinden, heißt es. Wann mit der Bekanntgabe der Ergebnisse zu rechnen ist, wurde bisher nicht gesagt. Moskauer Medien halten es sogar nicht für ausgeschlossen, dass sie geheim gehalten werden.
Prokopjew, Gerst und Aunon-Chancellor werden vom Landeort per Hubschrauber nach Karaganda gebracht. Dort steigen der Deutsche und die Amerikanerin in ein Flugzeug der US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA. Bei einer Zwischenlandung in Norwegen wechselt dann Gerst in eine Maschine des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) und fliegt nach Köln. Prokopjew fliegt von Karaganda direkt ins Sternenstädtchen bei Moskau.
Zur schnellen und sicheren Bergung der Rückkehrer hatte der Zentrale Militärbezirk der russischen Streitkräfte rund 200 Spezialisten mit zehn Hubschraubern, drei Flugzeugen und 22 Geländefahrzeugen aufgeboten. Viele Mitglieder dieser Elitetruppe waren in den vergangenen Tagen von der GK Roskosmos und der NASA für ihren vorbildlichen Einsatz bei der Bergung der russisch-amerikanischen Besatzung des Raumschiffes Sojus MS-10 nach dem Fehlstart vom 11. Oktober ausgezeichnet worden.
© Gerhard Kowalski