Washington, 5. Dezember 2018 — Es ist eine Frage der Definition: Die US-Luft- und Raumfahrtbehörde NASA wertet die Sojus MS-10-Abbruchmission vom 11. Oktober als Raumflug. Der Russe Alexej Owtschinin und der Amerikaner Nick Hague hatten damals nach einem Triebwerkschaden an der Sojus FG-Trägerrakete die Internationale Raumstation ISS nicht erreicht. Wenn die Männer jetzt am 1. März zusammen mit der Amerikanerin Christina Koch erneut zur ISS starten, gilt das für die NASA als Owtschinins dritter Flug und als Hagues zweiter Flug.
Nach der Definition der Internationalen Astronautischen Föderation (IAF) ist die sogenannte Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe die Grenze zwischen dem Luft- und dem Weltraum. Diese haben die Männer nach den Berechnungen russischer Ballistiker aber nicht erreicht. Deshalb spricht das Mitglied der Russischen Raumfahrtakademie Alexander Shelesnjakow nur inoffiziell von einem „Raketenflug“.
Die Amerikaner bezeichnen indes alle Teilnehmer von Raumflügen als Astronauten. Das gilt auch für die Challenger-Besatzung, deren Shuttle 1986 in nur 14 Kilometern Höhe explodierte, und für fünf Piloten des Raketenflugzeuges X-15, die 80 Kilometer erreichten.
© Gerhard Kowalski