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Credit: Schumanndesign
Credit: Schumanndesign
Berlin, 1. Juli 2010 — Nicht einmal Russland selbst ist bisher auf die Idee gekommen,
Raketen, Raumschiffe oder Orbitalstationen nach seinem Kosmospionier Konstantin Ziolkowski (1857-1935) zu benennen. Das blieb jetzt einem deutschen Unternehmer aus Münster vorbehalten. Das orbitale Wohnmodul „Ziolkowski“ von Designer Dirk Schumann soll einmal an der Internationalen Raumstation ISS angedockt werden und acht zahlende Weltraumtouristen komfortabel beherbergen. Kostenpunkt des einwöchigen Trips: 2,2 Millionen Dollar bei voller Auslastung mit 200 Buchungen pro Jahr. Zwei Begleitpersonen – ein Bordingenieur und eine Art Butler – kümmern sich dabei um die Technik und um das Wohl der Gäste.
 
Das 6,1 Tonnen schwere Privat-Modul, das sich optisch perfekt in die ISS-Struktur einpasst, besteht aus drei Segmenten. Im ersten befinden sich vier Doppelbett-Wohnkabinen, die sich um den zentralen Verbindungstunnel zur ISS gruppieren. Das zweite Segment dient als Gemeinschaftsraum und Aussichtsdeck. Von hier bieten acht große Fenster den Hobby-Raumfliegern das, wofür sie das viele Geld hauptsächlich bezahlt haben: einen atemberaubenden Blick auf die Erde, den Weltraum und natürlich auch auf Teile der ISS selbst. Im dritten Segment sind die Versorgungseinrichtungen untergebracht: Ein Sanitärtrakt mit Toilette und einer Dusche, wie es sie nicht einmal in der ISS gibt, ein Raum für die Begleitbesatzung, die Techniksektion und ein Vorratslager.
 
Dazwischen liegen eine offene Küche mit Klapptisch und vier -sitzen sowie ein weiterer kleinerer Gemeinschaftsraum mit zwei Bullaugen. Hier ist auch noch Platz für eine Ausstiegsschleuse. In einer späteren Phase des Projekts sollen die Weltraumtouristen das Modul auch für kurze Zeit verlassen können. „Dabei sitzen sie in ihrem Raumanzug auf einem Teleskop-Schlitten, der dann zwei bis drei Meter ausgefahren wird“, sagte Schumann der Nachrichtenagentur ddp.
 
Ein Highlight des Fluges dürfte für die „Ziolkowski“-Passagiere auch eine Stippvisite in der ISS sein. Der Zugang zur Station wird allerdings strikt begrenzt, um die Stammbesatzung nicht von der Arbeit abzuhalten.
 
Schumann und sein Partner Robert A. Goehlich sehen ihr Projekt, dessen Entwicklungs- und Produktionskosten auf zusammen 410 Millionen Dollar veranschlagt werden, als „Lern-Labor“ und „logischen Schritt“ im Weltraumtourismus zwischen den derzeit geplanten „Suborbitalflügen, dem ersten Weltraumhotel und möglichen Touristenflügen zum Mond“. Wann das Modul startbereit sei, hänge „von den Entwicklungspartnern und deren Ehrgeiz“ ab. Bisher haben die potenziellen US-amerikanischen und russischen Firmen, die kontaktiert wurden, nicht positiv reagiert.
 
Zudem fehlt auch noch eine Transportmöglichkeit für die Weltraumtouristen zur ISS. Da die NASA generell keine Passagiere mitnimmt, ihr Shuttle-Programm zudem bald ausläuft und eine private US-Raumfähre derzeit noch nicht in Sicht ist, bleiben nur die Russen. Doch deren neues geräumiges Raumschiff, das einmal die engen dreisitzigen „Sojus“-Kapseln ablösen soll, ist auch noch in weiter Ferne.
 
(für ddp)