Köln, 26. Juni 2018 — Auf der Internationalen Raumstation ISS haben der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst und die Crew der Mission 56/57 mit den ersten Experimenten im europäischen Forschungsmodul Columbus begonnen. Wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln am Dienstag mitteilte, wurde unter anderem wurde für das Experiment Myotenes die Skelettmuskulatur von Gerst vermessen. Auf der Erde werden diese Erkenntnisse genutzt, um Rehabilitation- und Trainingsprogramme bei Muskel- und Knochenschwund zu verbessern. Zudem wird das Grundlagen-Experiment MagVector/MFX-2 in dieser Woche mit ersten Proben bestückt. Dabei untersuchen Planetenforscher, welchen Einfluss das Erdmagnetfeld auf verschiedene Gesteine hat.
Am 19. Juni untersuchte die amerikanische Astronautin und Ärztin Serena Auñón-Chancellor die Muskeln von Gerst. Dazu setzte sie das etwa smartphone-große Gerät MyotonesPRO auf Gersts Arme und Beine. Das Gerät sendet einen kleinen mechanischen Impuls auf die Haut und die darunter liegenden Muskeln aus und misst, wie der darunterliegende Muskel darauf reagiert. Daraus lassen sich Daten zu Tonus, Elastizität und Steifheit ableiten.
Hintergrund der Studie ist die Veränderung von Muskeln und Knochenbau in der Schwerelosigkeit – eine Fragestellung, die schon immer bei Langzeitmissionen erforscht wurde. Bei dem Projekt können nun erstmals nicht-invasiv die grundlegenden biomechanischen Eigenschaften der Skelettmuskeln schnell und objektiv bestimmt werden. Humanphysiologen der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Universität Southampton sowie des Herstellers Myoton AS können so die Veränderungen von Gersts Muskulatur nach drei und sechs Monaten in der Schwerelosigkeit sehr genau erfassen.
Welchen Einfluss hat ein Magnetfeld auf Gesteine und damit auch auf die frühe Entwicklung eines Planeten? Wie können Raumschiffe in Zukunft besser vor Schwankungen des die Erde umgebenden Magnetfeldes geschützt werden? Dieser Frage gehen Planetenforscher mit dem Experiment MagVector/MFX-2 nach. Grundlage ist das Magnetfeld der Erde, das uns vor dem permanenten Beschuss durch hochenergetische Teilchen unserer Sonne – dem sogenannten Sonnenwind – und der Strahlung aus dem Kosmos schützt. Bei dem Experiment machen sich die Forscher die Tatsache zu Nutze, dass die ISS mit 28.000 Stundenkilometer um die Erde kreist und deshalb täglich 16 Mal durch das Magnetfeld der Erde fliegt.
© Gerhard Kowalski