Berlin, 2. Mai 2018 — Der Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Johann-Dietrich Wörner, hat sich zuversichtlich über die künftige Zusammenarbeit mit den Amerikanern in der astronautischen Raumfahrt geäußert. „Ich glaube, wir haben mehr als einen Fuß in der Tür bei den Amerikanern“, sagte mir Wörner am Rande der ILA 2018 in Berlin auf meine Frage, ob denn Europa, das ja über kein eigenes bemanntes Raumfahrtsystem verfügt, künftig mit den Amerikanern mitfliegen könne. „Wir haben mit dem Europäischen Servicemodul (ESM) für die neue Schwerlastrakete SLS und Orion jetzt das Vertrauen von den Amerikanern bekommen, auf dem kritischen Pfad etwas zu liefern.“ Die ersten beiden Module seien in der Produktion, „und wir versuchen natürlich auch, weitere mit den Amerikanern zu vereinbaren“. Das mache auch Sinn, „weil wir jetzt wissen, wie es geht“.
„Natürlich müssen wir noch den positiven Flug abwarten, und damit sichern wir auch, dass wir weiter mit den Amerikaner zum Beispiel auch jenseits des Erdorbits fliegen können“, zeigte sich der ESA-Chef überzeugt. Derzeit baue Europa ja das Servicemodul noch als Barter-Element für die Flüge zur Internationalen Raumstation ISS. „Aber wir denken natürlich auch darüber hinaus, und dann wäre das Modul auch ein perfektes Instrument, mit Orion zu bartern.“
Zu einer möglichen Zusammenarbeit mit den Chinesen in der astronautischen Raumfahrt sagte Wörner: „Wir sehen als ESA , dass es keinen Sinn macht, künstliche Grenzen aufzubauen. Grenzen gibt es genug auf der Erde. Die Raumfahrt kann Grenzen und irdische Konflikte überbrücken. Deshalb sind wir auch in der Diskussion mit China.“ Die ESA sei bereits an robotischen Missionen beteiligt und in der Zusammenarbeit stark auf die Wissenschaft ausgerichtet. „Bezüglich der astronautischen Raumfahrt haben auch wir schon einige unserer Astronauten zum Training nach China geschickt. Da muss man einfach abwarten, ob es da eine engere Kooperation gibt.“ Er jedenfalls stehe dem „nicht total ablehnend gegenüber“, fügte der ESA-Chef hinzu. Natürlich seien die Erfahrungen und die Tradition mit den Amerikanern und den Russen „sehr viel stärker“. „Die Chinesen würden, wenn sie uns mitnehmen, dafür natürlich einen entsprechenden Preis haben wollen. Aber so weit sind wir noch nicht.“
© Gerhard Kowalski