Berlin/Edwards/Cape Canaveral — Mit zweitägiger Verspätung ist die US-Raumfähre „Atlantis“ am Sonntag sicher von ihrer Service-Mission zum Weltraumteleskop „Hubble“ zur Erde zurückgekehrt. Wegen schlechten Wetters auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) landete der Shuttle aber auf einem Ausweichflugplatz auf dem Luftwaffenstützpunkt Edwards in Kalifornien, teilte die Luft- und Raumfahrtbehörde NASA mit.
Bereits am Freitag und Samstag mussten zwei Landeversuche in Florida wegen Sturms, Regens und zu tief hängender Wolken abgesagt werden. Da auch am Sonntag das Wetter dort „instabil“ war, wurde die Fähre nach Kalifornien umgeleitet. Die NASA versucht das allerdings nach Möglichkeit zu vermeiden, weil das Millionenkosten für die Überführung der „Atlantis“ nach Florida und Verzögerungen bei ihrer Vorbereitung auf den nächsten Einsatz bedeutet.
Die Raumfähre war am 11. Mai zur fünften und finalen „Hubble“-Reparaturmission gestartet. Bei fünf Ausstiegen in den freien Raum haben die Astronauten das Weltraumteleskop, das seit 19 Jahren atemberaubende Bilder aus den Tiefen des Alls liefert, aber in letzter Zeit „sehschwach“ geworden war, generalüberholt. Sie montierten unter anderem eine neue Ka mera, neue Stellkreisel für die Lageregelung, neue Batterien, einen neuen Hitzeschutz und einen neuen Spektrografen. Das veranlasste Programmmanager Preston Burch zu der Einschätzung, nach dem 1,1 Milliarden Dollar teuren Ausflug sei „Hubble“ jetzt „ein fast komplett neues Teleskop“. Und Jon Morse, der Chefastrophysiker der NASA, schwärmte, „buchstäblich Tausende Astronomen“ rund um die Welt warteten jetzt ungeduldig, diese neuen Kapazitäten nutzen zu können.
Ein glückliches Zusammentreffen der Ereignisse: Just zur Beendigung der „Atlantis“-Mission hat Präsident Barack Obama den „Hubble“-Veteranen Charles Bolden als neuen NASA-Administrator nominiert. Der 62-jährige farbige Elektoniker, Systemmanager und Ex-General hatte im April 1990 beim zweiten seiner vier Shuttle-Flüge das Weltraumteleskop mit der Raumfähre „Discovery“ auf die Umlaufbahn gebracht. Einer seiner größten Befürworter ist Boldens einstiger Astronautenkollege Bill Nelson. Der heutige demokratische Senator=2 0gehörte 1986 zur Besatzung der Raumfähre „Columbia“, die Bolden bei seinem ersten Flug pilotierte. Sollte Bolden vom Senat bestätigt werden, bekäme die NASA einen kompetenten Chef, der nicht nur reiche Raumflug-, sondern auch administrative Erfahrungen habe, sagte Nelson. Damit bringe er alle Voraussetzungen für die Lösung der großen Zukunftsaufgaben mit, vor denen die US-Raumfahrt stehe.
Dazu gehören die Einstellung der Shuttle-Flüge im Jahr 2010, die Fertigstellung des Nachfolgers „Orion“ und die Präzisierung des Raumfahrtprogramms für Flüge zum „Mond, zum Mars und darüber hinaus“, das noch von Präsident George Bush auf den Weg gebracht worden war.
Auch für die Beziehungen zu Russland wäre die Bestätigung Boldens von Vorteil. Denn immerhin hatte er bei seinem letzten Flug 1994 mit Sergej Krikaljow erstmals einen Russen an Bord eines Shuttles. Als neuer Chef des Kosmonauten-Ausbildungszentrums bei Moskau ist Krikaljow heute einer der wichtigsten NASA-Partner.
(Veröffentlicht am 24. Mai 2009)