Berlin, 27. März 2018 — Die internationale Raumfahrtgemeinde gedenkt heute des 50. Todestages des ersten Menschen im All, Juri Gagarin. Der russische Bauernsohn, der mit seinem Lächeln die Welt verzauberte, war am 27. März 1968 bei einem Kontrollflug mit einer MiG-15 UTI in der Nähe von Moskau ums Leben gekommen. Mit ihm starb auch sein Instrukteur Wladimir Serjogin, wie die Russen die Fluglehrer nennen.
Bis heute sind die Umstände der nationalen Tragödie nicht geklärt, obwohl der Absturz damals Gegenstand der bis dato umfangreichsten Untersuchung in der sowjetischen Zivilluftfahrtgeschichte war. Da Schlamperei und die multiple Verletzung von Vorschriften dabei eine entscheidende Rolle spielten, für die man hochgestellte Persönlichkeiten hätte zur Verantwortung ziehen müssen, ordnete man „von oben“ ein salomonisches Ergebnis an: Der Absturz sei der verhängnisvollen Verkettung unglücklicher Umstände geschuldet, hieß es lediglich für die erstaunte Öffentlichkeit. Dann wanderten die 30 Aktenordner für lange Jahre in die Geheimarchive.
Zahlreiche Anregungen von Fachleuten und Journalisten, eine neue, möglichst sogar internationale Untersuchung zu genehmigen, wurden von der Putin-Administration abgelehnt. Auch neue Erkenntnisse, die inzwischen immer wieder mal gewonnen wurden, darunter selbst von solchen Nationalhelden wie dem „Weltraumspaziergänger“ Alexej Leonow, werden einfach offiziell ignoriert.
Und so veröffentlichte der Staatskonzern GK Roskosmos am 23. März zwar ein umfangreiches Papier zum Gagarin-Todestag. Die darin enthaltenen Darstellungen zu dem Absturz entsprechen aber bei weitem nicht dem aktuellen Kenntnisstand.
(Siehe dazu auch meine Beiträge bei Spiegel Online, Sputnik Deutschland und WDR ZeitZeichen)
© Gerhard Kowalski