Mi. Nov 27th, 2024
Credit: GK Roskosmos

Baikonur,  13. Februar 2018  — Im zweiten Anlauf ist ein russisches Frachtraumschiff mit rund 2,5 Tonnen Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Progress MS-08 stieg am Dienstag um 09.14 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer Sojus-2.1a-Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan auf. Ein erster Startversuch war am Sonntag kurz vor dem Zünden der Triebwerke automatisch abgebrochen worden. Der Frachter soll am Donnerstag gegen 11.45 Uhr an der Station anlegen. 

Mit an Bord ist auch eine Antenne für das deutsch-russische Kooperationsprojekt ICARUS –  das technisch modernste Projekt zur globalen Tierbeobachtung aus dem All. Der Computer dazu war bereits am 14. Oktober vergangenen Jahres zur ISS gebracht worden.
ICARUS möchte globale Wanderbewegungen von Tieren erforschen. Im Fokus sind zunächst Kleintiere wie Vögel,  Fledermäuse oder Flughunde. Winzige an den Tieren angebrachte Sender sammeln Informationen über deren Wanderverhalten und funken sie zur ISS. Die Daten sollen helfen,  Tiere zu schützen,  unser Klima und die Ausbreitung von Krankheiten besser zu verstehen sowie nachhaltigere Landwirtschaft zu betreiben. Im April soll der ICARUS-Computer in Betrieb genommen werden. Die Antenne  soll im August von zwei russischen Kosmonauten bei einem Außeneinsatz am Swesda-Modul angebaut werden.
 
Die neue Mission ist ein bisschen geheimnisumwoben. Im Vorfeld hatte Flugleiter Wladimir Solowjow vom Flugleitzentrum (FLZ) in Koroljow bei Moskau der Presse mitgeteilt,  dass Progress MS-08 erstmals nach dem neuen Zwei-Orbit-Schema zur ISS fliegen solle. Das hätte bedeutet,  dass der Frachter nach rund dreieinhalb Stunden sein Ziel erreicht. Das käme einer Halbierung der bisher kürzesten Flugzeit mit vier Erdumkreisungen gleich,  die für unbemannte Missionen seit 2012 und für bemannte Mission seit 2013 zu Buche steht.
 
Doch beim Staatskonzern GK Roskosmos war nun von diesem Blitz-Schema,  durch das der Treibstoffverbrauch um ein Viertel gesenkt würde,  nicht mehr die Rede. Ein Grund dafür wurde nicht genannt. Durch die ungünstigere Bahnkonstellation zwischen Frachter und ISS käme dieses Schema jetzt beim Wiederholungsstart ohnehin nicht mehr infrage.
 
GK Roskosmos hat inzwischen auch Presseberichte zurückgewiesen,  dass der Startabbruch vom Sonntag eine „Panne“  gewesen sei,  wie auch ich geschrieben habe. „Im Rahmen der Umsetzung des Programms zur Erhöhung der Qualität wird die Arbeit an der Vervollkommnung des automatischen Systems des Startkomplexes für die Kontrolle der Parameter der Startoperationen fortgesetzt“,  wurde betont. Das System sei so ausgerichtet,  dass auch bei dem geringsten Verdacht auf eine Unregelmäßigkeit der Start abgebrochen wird,  um die Nutzlast zu retten. Die Nachrichtenagentur TASS berichtete,  man habe den Bordcomputer des Trägers ausgetauscht.
(c) Gerhard Kowalski