Moskau, 27. Dezember 2017 — Bahnt sich da ein weiteres Fiasko für die russische Raumfahrt an? Moskauer Nachrichtenagenturen berichten am Mittwoch, dass keine Verbindung mehr zu dem am Dienstag gestarteten angolanischen Telekommunikationssatelliten AngoSat-1 besteht. Sie berufen sich dabei auf nicht näher genannte Quellen. Der Raumfahrtstaatskonzern GK Roskosmos schweigt sich indes noch aus.
Die Agentur RIA Nowosti meldet, die Fregat-2SB-Oberstufe mit dem Satelliten habe sich nach der ersten Erdumkreisung wie geplant gemeldet. Alle Systeme hätten einwandfrei funktioniert. Nach seiner Abtrennung von der Oberstufe habe sich auch der Satellit noch einmal gemeldet. Doch dann sei die Verbindung abgebrochen.
Experten suchten derzeit nach der Ursache. Eine könnte sein, dass sich die Sonnenbatterien nicht richtig entfaltet haben. Wenn dem so sei, müsse der Satellit bald als nicht funktionstüchtig eingestuft werden. Es bestehe aber noch Hoffnung auf Rettung, da die US-Weltraumüberwachung mitgeteilt habe, dass sich AngoSat-1 auf der vorausberechneten Bahn befinde. Experten hofften, innerhalb von elf Stunden wieder Verbindung zu dem Satelliten zu bekommen, schreibt die Agentur.
Sollte das nicht der Fall sein, hätte die russische Raumfahrt innerhalb von einem Monat den zweiten Fehlstart zu verkraften. Bereits am 28. November waren 19 Satelliten offenbar wegen eines Programmierfehlers an der Fregat-Oberstufe einer Sojus-Trägerrakete ins Meer gestürzt. Die Suche nach dem genauen Fehler und vor allem den Schuldigen läuft immer noch.
AngoSat-1 war am Dienstag um 20.00 Uhr deutscher Zeit mit einer Zenit-3SLBF-Trägerrakete vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan ins All geschossen worden. Der Satellit soll das westafrikanische Land und den ganzen Kontinent mit C- und Ku-Band-Dienstleistungen versorgen und den Grundstein für eine ganze künftige Nachrichten- und TV-Infrastruktur legen.
Wegen eines Ventilschadens an der Fregat-2SB-Oberstufe musste der eigentlich für den 7. Dezember vorgesehene Start aber auf den 26. Dezember verlegt werden.
© Gerhard Kowalski