Moskau, 4. Dezember 2017 — So etwas hat es in der russischen Raumfahrt bisher nicht gegeben: Premierminister Dmitri Medwedjew hat am Montag gefordert, die Verantwortlichen für den Fehlstart der Sojus-Trägerrakete mit 19 Satelliten vom vergangenen Dienstag zu bestrafen, obwohl die Ursache dafür noch nicht offiziell bekanntgegeben wurde. Er rügte zugleich jene „Natschalniks“ (Chefs), die sich beeilt hätten, zu früh einen gelungenen Start der Rakete zu vermelden.
Auch der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin bekam sein Fett weg. Der Fehlstart habe „Prestigeprobleme für die Raumfahrtbranche“ geschaffen, sagte Medwedjew. Rogosin müsse nun Vorschläge unterbreiten, wie die Situation verbessert werden könne. Rogosin versprach daraufhin die Bildung einer Spezialkommission zur Kontrolle der Qualität der Raketentechnik von der Fertigung bis zur Vorbereitung auf den Start.
Mit seinem harschen Vorgehen bestätigt Medwedjew indirekt Gerüchte, dass der Fehlstart auf menschliches Versagen zurückzuführen sei. Die Rede ist von einem Programmierfehler an der Schnittstelle zwischen Trägerrakete und Fregat-Oberstufe.
Der Vorfall wird derzeit von einer Havarie-Kommission des Staatskonzerns GK Roskosmos untersucht, die bis zum 15. Dezember tagen soll. Bisher wurde nur festgestellt, dass die Trägerrakete und die Bodenelemente einwandfrei funktioniert hätten.
© Gerhard Kowalski