Moskau, 29. November 2017 — Die 19 Satelliten, die am Dienstag mit einer Sojus-2.1b-Trägerrakete vom russischen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet ins All geschossen wurden, haben ihre Umlaufbahnen nicht erreicht und sind in den Atlantik gestürzt. Das sagte der Raumfahrtexperte Alexander Shelesnjakow am Mittwoch der Moskauer Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Das Mitglied der Ziolkowski-Raumfahrtakademie berief sich dabei auf Beobachtungen von Verkehrspiloten, die über dem Nordatlantik einen „hellen Feuerball“ gesehen haben, der in Tausende brennende Trümmer zerbarst.
Dabei müsse es sich um die Fregat-Oberstufe mit dem Erderkundungssatelliten Meteor-M Nr. 2-1 und den 18 Nano-Sputniks, darunter zwölf aus den USA und einer aus Deutschland, gehandelt haben, sagte Shelesnjakow. Es sei aber auch nicht ausgeschlossen, dass es die dritte Raketenstufe gewesen sein könne. Auch sie könne in dem betreffenden Gebiet niedergegangen sein. Auf jeden Fall hätten weder die russischen noch die US-Beobachtungsstationen die Satelliten bisher im Weltall ausmachen können. Inzwischen kursiert im Internet ein 17-Sekunden-Video, das den Absturz zeigen soll.
Putins Pressesprecher Dmitri Peskow teilte am Mittwoch mit, dass der Präsident über den derzeitigen Stand der Dinge beim Fehlstart informiert worden sei. Über die Reaktion des Präsidenten wurde nichts bekannt. Tatsache aber ist, dass Putin beim Erststart einer Sojus-Rakete am 28. April vergangenen Jahres in Wostotschny zumindest öffentlich erstaunlich gelassen reagiert hatte, obwohl der Jungfernflug wegen eines technischen Problems um einen Tag verschoben werden musste.
Der Staatskonzern GK Roskosmos hat bei der neuen Panne bisher nur bestätigt, dass es nicht gelungen ist, Kontakt zu den Satelliten herzustellen. Experten analysierten die Situation, hieß es in dem knappen Kommunique.
Bisherige Hypothesen besagen, dass der Fehler zwischen dem Abtrennen des Satelliten bis zum ersten Kontaktversuch aufgetreten sein muss. Es wird vermutet, dass die Oberstufe explodiert sei oder der Bordempfänger des GLONASS-Satellitennavigationssystems, das zusammen mit GPS den Kurs der Oberstufe präzisieren soll, versagt habe.
Genährt wird die erste Variante durch die Tatsache, dass es auch Probleme mit der Fregat-Oberstufe der Zenit-2-Trägerrakete gegeben hat, die demnächst von Baikonur (Kasachstan) den ersten angolanischen Satelliten Angosat ins All bringen soll. Der Start musste deshalb vom 7. auf den 26. Dezember verlegt werden. Jetzt sollen alle bereits ausgelieferten Oberstufen wieder ins Herstellerwerk Lawotschkin zurückbeordert werden.
© Gerhard Kowalski