Moskau, 15. September 2017 — In den russischen Medien wird über eine mögliche Ablösung von Juri Lontschakow (Foto) als Chef des Kosmonautenausbildungszentrums (ZPK) Juri Gagarin im Sternenstädtchen bei Moskau spekuliert. Danach soll der Dreifach-Kosmonaut Lontschakow, der das ZPK seit März 2014 leitet, durch den Generaldirektor des Gromow-Instituts für Flugforschung (LII), Pawel Wlassow, ersetzt werden oder gar bereits ersetzt worden sein. Die Entscheidung darüber soll Vizepremier Dmitri Rogosin getroffen haben, der in der Regierung für das Militär und die Raumfahrt zuständig ist und auch die Militärisch-Industrielle Kommission (WPK) leitet.
Rogosins Amt hat diese Behauptung inzwischen zurückgewiesen und betont, dass die WPK nicht für die Personalpolitik des ZPK zuständig sei. Der Staatskonzern GK Roskosmos, dem das Zentrum organisatorisch unterstellt ist, schweigt sich bisher aus.
Angeheizt werden die Spekulationen durch Aussagen des Kosmonauten Gennadi Padalka. Er sagte in einem Interview, der neue ZPK-Chef dürfe selbst kein Kosmonaut sein. An diese Stelle gehöre ein neutraler Fachmann mit Führungserfahrung und einer eigenen Meinung.
Padalka war vor kurzem im Streit mit Lontschakow aus dem Kosmonautenkorps ausgeschieden. Anlass dafür war die Weigerung Lontschakows, ihm einen sechsten Flug zu geben, damit er seinen bisherigen Langzeitflugweltrekord von 878 Tage auf über 1.000 Tage hochschrauben kann. Padalka macht den ZPK-Chef für Spannungen zwischen der Kosmonautenabteilung und der Leitung verantwortlich und wirft ihm unter anderem Kumpanei vor.
© Gerhard Kowalski