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Berlin/Moskau —   Nur kurz nach der großen Militärparade vom 9. Mai auf dem Roten Platz in Moskau gedenkt Russland auch in der Internationalen Raumstation ISS des 64. Jahrestages des Sieges im Zweiten Weltkrieg über Nazi-Deutschland. Als ISS-Kommandant Gennadi Padalka und seine Astronautenkollegen Michael Barratt (USA) und Koichi Wakata (Japan)20am Mittwoch die Luke zum „Progress“-Frachter öffneten, der am Vortag 2,5 Tonnen Nachschub auf die Umlaufbahn gebracht hatte, leuchteten ihnen als erstes drei sogenannte Georgs-Ordensbänder in Schwarz und Orange entgegen. Sie sollen an die „gefallenen Helden des Großen Vaterländischen Krieges“ erinnern, wie die Russen den Zweiten Weltkrieg nennen.
Die Bänder sind Symbol der patriotischen Aktion “Georgijewskaja lentotschka“ , die vor fünf Jahren von der Presseagentur APN „Nowosti“ und der Studentenorganisation „Studentscheskaja obschtschina“ ins Leben gerufen wurde. Sie erhalten in jenem Teil der ISS einen Ehrenplatz, wo sich die Astronauten immer für TV-Übertragungen ins Bild setzen. Diese „Prozedur“ sei „wohl durchdacht“ und werde wie jede andere Aufgabe „in Übereinstimmung mit dem bestätigten Arbeitsprogramm durchgeführt“, betonte die russische Raumfahrtagentur Roskosmos ausdrücklich. Damit sollte wohl möglicher Kritik vorgebeugt werden. Denn20nach einem ungeschriebenen Gesetz der ISS-Partner ist politische oder religiöse Propaganda in der Station tabu.

Das Georgs-Band geht auf den Orden des Heiligen und Siegreichen Großmärtyrers Georg zurück, den Zarin Katharina II. (1729-1796) 1769 gestiftet hat. Die höchste militärische Auszeichnung wurde an einem gestreiften Band an der linken Hüfte getragen. Das Schwarz symbolisiert dabei den Pulverrauch, das Orange die Flammen. Zu den Trägern der Auszeichnung gehören auch Marschall Blücher (1813) und Wilhelm I. von Preußen(1869).

Der Orden, der in vier Stufen vergeben wird, wurde nach der bolschewistischen Oktoberrevolution abgeschafft und 1992 wieder eingeführt. Bis 2007 wurde er aber nicht verliehen, weil das besondere Leistungen bei der Abwehr eines bewaffneten Überfalls auf Russland voraussetzt. Inzwischen soll der Orden nach dem Ossetienkrieg verliehen worden sein, wie ein Fernsehreporter bei der Übertragung der Sieges-Parade vom Roten Platz sagte, bei der schweres militärisches Geräte, darunter neueste T-90-Panzer und „Topol“-Atomraketen, an Präsident Dmitri Medwedjew und Ministerpräsident Wladimir Putin vorbeirollten. Beide Politiker trugen übrigens das Georgs-Band, das nunmehr auch im All angekommen ist, in Form einer großen Schleife am linken Anzugrevers.

(Veröffentlicht am 13. Mai 2009)