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Credit: NASA
Credit: NASA

Cape Canaveral, 26. Mai 2010 — Mit einer perfekten Landung hat die US-Raumfähre „Atlantis“  am Mittwoch ihre fast 25-jährige kosmische Karriere beendet. Pünktlich um 14.48 Uhr  deutscher Zeit setzte der Shuttle nach seiner 12-Tage-Mission zur Internationalen  Raumstation ISS wieder auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida auf. „Das sah sehr sanft aus“, kommentierte das Flugleitzentrum die Landung und gratulierte Commander Ken Ham und seinen fünf Männern zur glücklichen Heimkehr. Bis zur politisch umstrittenen definitiven Einstellung des Shuttle-Programms, das am 12. April 1981 begonnen  hatte, stehen damit nur noch je ein Flug der beiden Schwester-Führen „Discovery“ im  September und „Endeavour“ im November auf dem Plan.

 
Bei ihrer Abschiedsmission hatte die „Atlantis“-Crew, der ausnahmsweise mal keine Frau angehörte, das russische Forschungsmodul (MIM-1) „Rasswet“ (Morgendämmerung) sowie tonnenweise  Ersatzteile und Versorgungsgüter auf die Umlaufbahn gebracht. Die Astronauten stiegen dreimal in den freien Raum aus und montierten unter anderem sechs neue Batterien und eine Ku-Band- Antenne.
  
Der Weg der „Atlantis“ ist seit ihrem Erstflug am 3. Oktober 1985 eine einzige  Erfolgsstory. Bei ihren 32 Starts war sie insgesamt 294 Tage im All, umkreiste die Erde 4648 Mal  und legte dabei 193 Millionen Kilometer zurück. Im Mai 1989 brachte sie die Magellansonde auf ihren Weg  zur Venus, und auch die interplanetare Sonde „Galileo“ begann ihren Flug zum Jupiter im  Oktober 1989 aus ihrer Ladebucht. Auf das Konto der Fähre kommt zudem die spektakuläre letzte Service-Mission zum Weltraumteleskop „Hubble“ im Mai 2009.
 
Ein besonderes Kapitel sind die sieben Flüge zur damaligen russischen Raumstation MIR in  den Jahren 1995 bis 1997. Die „Atlantis“ war dafür extra mit einem Kopplungsaggregat „Made in Russia“ ausgestattet worden. Die Missionen waren echte Pionierarbeit für die  heutige enge und vertrauensvolle Kooperation von Russen und Amerikanern bei der ISS. Denn ohne die Russen und ihre Station hätten die US-Astronauten nicht ihre Erfahrungen für jene Langzeitmissionen sammeln können, die heute die Norm sind. Dieses Kapitel wurde dann durch elf ISS-Missionen gekrönt.
 
Auch der letzte Flug der Raumfähre hatte einen stark russischen Akzent. Denn mit der gut  fünf Tonnen schweren und sechs Meter langen Hightech-Röhre „Rasswet“ brachte ein US-Shuttle erstmals ein russisches Modul zur ISS. Die Moskauer Medien haben das zum Anlass  genommen, viel umfangreicher als sonst über diese Mission zu berichten. Dabei schwang auch  ein gewisses Bedauern mit, dass die Shuttle-Ära bald zu Ende sein wird. Denn das bedeutet  ja, dass fortan die Gesamtverantwortung für den Personenverkehr von und zur ISS allein auf den Schultern der Russen lastet. Lediglich beim Gütertransport können sie auf die Hilfe  der Europäer und Japaner mit ihren automatischen Frachtern zählen.
  
Ihren allerletzten „Landeplatz“ findet die „Atlantis“, die nach einem ozeanografischen  Forschungsschiff benannt ist, bald in einem Museum. Wie die „Discovery“ und „Endeavour“ wird sie dort von einer stolzen Epoche US-amerikanischer Raumfahrt erzählen. Doch bevor es soweit ist, muss der Shuttle  noch in Cape Canaveral in Bereitschaft bleiben – als „Rettungsboot“ für den Fall, dass bei der November-Mission  etwas schief gehen sollte.
 
(Material für ddp)