Moskau, 27. Mai 2017 — Wahrheit oder Fake News? Glaubt man der Moskauer Nachrichtenagentur TASS, dann findet die unbemannte Weltraumpremiere des neuen russischen Raumschiffs Federazija nicht wie bisher geplant 2021, sondern erst ein Jahr später statt. Ob das auch für den bemannten Erststart des Sojus-Nachfolgers Konsequenzen hat, der derzeit noch für 2023 vorgesehen ist, wird nicht gesagt. Zudem soll dabei als Träger nicht die schwere neue Angara, sondern der neue Mittelklasseträger Feniks zum Einsatz kommen.
Wie die Agentur unter Berufung auf neue Pläne des Staatskonzerns GK Roskosmos weiter meldet, wird damit auch der Startort verschoben. So werde das neue Raumschiff nicht vom neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet aufsteigen, sondern von Baikonur in Kasachstan. Der Grund dafür sei, so TASS, dass das Feniks-Projekt gemeinsam mit Kasachstan im Rahmen des Baiterek-Komplexes verwirklicht werde. Dabei handelt es sich um eine bereits seit vielen Jahren geplante und immer wieder verschobene und veränderte russisch-kasachische Startanlage.
Im Zusammenhang mit dem Trägerwechsel für Federazija sei auch beschlossen worden, auf den Bau der Angara-A5P für bemannte Starts gänzlich zu verzichten, schreibt die Agentur unter Berufung auf eine nicht näher benannte Quelle. Mit dem Bau der Angara-Rampe in Wostoschny sollte im Herbst begonnen werden. Flüge im bemannten Programm seien von dem neuen Kosmodrom damit erst nach dem Bau der Startrampe für den geplanten Superträger für Mondmissionen ab 2025 möglich. In letzten Meldungen hieß es, mit den Flugtests des Superträgers, dessen beschleunigter Bau auch von Präsident Putin verlangt wird, werde Mitte der 2030-er Jahre begonnen.
Wie sich diese grundlegende Kehrtwende in der russischen Raumfahrtpolitik mit dem ausgemachten Ziel in Übereinstimmung bringen lässt, sich mit Wostotschny von Baikonur unabhängig zu machen und so schnell wie möglich einen hundertprozentigen Zugang vom eigenen Territorium für alle Weltraumstarts zu gewährleisten, bleibt ein Rätsel.
(c) Gerhard Kowalski