Moskau, 18. Mai 2017 — Nun steht es fest: Der Start des russischen Mehrzwecklabormoduls (MLM) Nauka zur Internationalen Raumstation ISS verzögert sich möglicherweise bis Ende kommenden Jahres. Das wurde am Donnerstag in Moskau quasi durch die Hintertür bekannt, als die Nachrichtenagentur TASS meldete, der Staatskonzern GK Roskosmos habe eine neue Ausschreibung für den Start der Trägerrakete Proton-M veröffentlicht. Die Erfüllungsfrist laufe am 25. November 2018 ab, heißt es darin.
Das Paket, bei dem es dabei geht, habe einen Umfang von umgerechnet rund 13 Millionen Euro, schreibt die Agentur. Es reiche von der Vorbereitung des Moduls auf den Start über den Start selbst und die Kontrolle des Aufstiegs in den Zielorbit bis hin zu den erforderlichen Nacharbeiten in den sogenannten Fallgebieten der ausgebrannten Raketenstufen.
Kurz zuvor hatte GK Roskosmos eine Ausschreibung für den Transport der Proton-M-Trägerrakete für Nauka zum Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) annulliert, weil niemand bereit gewesen sei, das für die angebotenen rund 260.000 Euro zu übernehmen.
Eigentlich sollte das Modul spätestens Ende 2017 zur ISS gebracht werden. Bis zu diesem Zeitpunkt will Russland nach der derzeitigen Planung in seinem Segment auch nur mit zwei statt drei Kosmonauten arbeiten. Ob diese Phase nun auch verlängert wird, war in Moskau heute nicht zu erfahren. Der Grund für die Startverzögerung sind Fremdkörper im Treibstoffsystem des Moduls. Dadurch müssen Tanks aufgeschnitten werden.
Das über 20 Tonnen schwere Mehrzwecklabor, das bereits 2014 gestartet werden sollte, dient vor allem der Durchführung wissenschaftlicher Experimente. Es soll nach Auskunft des Herstellers Chrunitschew in einer ganzen Reihe von Parametern besser als das europäische Pendant Columbus und das japanische Modul Kibo sein. Sein hoher Automatisierungsgrad ermögliche auch die Reduzierung teurer Ausstiege in den freien Weltraum, heißt es.
© Gerhard Kowalski