Moskau, 19. April 2017 — Die russischen Raumfahrer werden immer selbstbewusster. Nur so lässt sich erklären, warum Fjodor Jurtschichin es gewagt hat, mit einer jahrzehntelangen Tradition zu brechen. Er setzte durch, dass er als Kommandant des Raumschiffes Sojus MS-04, mit dem er am Donnerstag zusammen mit seinem US-Kollegen Jack Fischer zur Internationalen Raumstation ISS fliegt, einen eigenen Namen geben durfte. Er habe entschieden, das Raumschiff auf den Namen Argo zu taufen, teilte Jurtschichin am Dienstag mit.
Zur Begründung verwies er auf die griechische Mythologie, nach der Jason und seine Begleiter – die Argonauten – mit dem sagenhaften Schiff Argo nach Kolchis im Kaukasus gefahren sind, um das Goldene Vlies zu rauben. Die Buchstabenkombination NAUT sei auch in den Begriffen Kosmonaut und Astronaut enthalten, sagte Jurtschichin. Zudem betrachte er das Raumschiff als sein Haus, das ihm und seinem amerikanischen Kollegen Schutz und Sicherheit gebe. Und Häuser hätten Namen, behauptete er. Auch die nächste ISS-Mannschaft denke schon über einen eigenen Namen nach.
Die ehemalige Sowjetunion hat ihre Raumschiffe und Raumstationen Wostok, Woßchod, Sojus, Progress, Salut und MIR nur mit Seriennummern versehen. Diese Regelung wurde auch nach dem Ende der UdSSR beibehalten. Die einzige Ausnahme wurde 2011 zum 50. Jahrestag des Fluges von Juri Gagarin gemacht. Ihm zu Ehren wurde das Raumschiff Sojus TMA-21 nach dem ersten Menschen im All benannt.
© Gerhard Kowalski