Moskau, 12. April 2017 — Russland begeht am (heutigen) Mittwoch den Tag der Raumfahrt im Zeichen verstärkter internationaler Konkurrenz. Der Tag war ein Jahr nach dem historischen Flug von Juri Gagarin vom 12. April 1961 in der damaligen UdSSR eingeführt worden und wird seit 2011 auf Beschluss der UNO auch international begangen.
Die letzten Jahre seien für den Staatskonzern GK Roskosmos nicht nur wegen der westlichen Sanktionen, sondern auch wegen der „bedeutenden Erfolge der Konkurrenten, in erster Linie der amerikanischen, nicht leicht gewesen“, kommentiert die Nachrichtenagentur TASS die derzeitige Lage der russischen Raumfahrt ungewöhnlich scharf. Während Russland die Finanzierung des Föderalen Raumfahrtprogramms bis 2025 „deutlich kürzt“ und seine Probleme bei den Proton-Triebwerken lösen muss, starten die USA erfolgreich erstmals eine wiederverwendbare Raketenstufe und setzen die Erprobung von Raumschiffen fort, die die russischen Sojus-Kapseln entbehrlich machen, fügte die Agentur hinzu. Zudem sei Russland 2016 erstmals seit den letzten Jahren bei den Raketenstarts auf den dritten Platz hinter den USA und China zurückgefallen.
Ähnlich kritisch ist der Raumfahrtexperte Alexander Shelesnjakow. Die Konkurrenz in der Raumfahrtbranche habe sich in den letzten Monaten „scharf zugespitzt“, sagte das Mitglied der Ziolkowski-Weltraumakademie der Agentur. Um auf dem Markt zu bestehen, müsse Russland „ernsthafte Anstrengungen“ unternehmen. „Wenn die Roskosmos-Führung das begreift, dann besteht noch eine Chance. Doch wenn wir uns auf den Lorbeeren ausruhen, werden wir weiterhin in diesem Konkurrenzkampf unterliegen.“
In ganz Russland und in 81 Auslandsvertretungen, so auch im Russischen Haus in Berlin, finden zum Tag der Raumfahrt vielfältige Veranstaltungen statt. Am Grab Gagarins an der Moskauer Kreml-Mauer sowie an den Gedenkstätten im ganzen Land werden Blumen niedergelegt.
© Gerhard Kowalski