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Credit: Reg. RF

Moskau,  7. April 2017 —  Am Vorabend des Tages der Raumfahrt (12. April) bewegt ein spektakulärer Spielfilm die Gemüter in Russland. Der Streifen heißt „Die Zeit der Ersten“  und ist dem ersten „Weltraumspaziergang“ in der Geschichte der Raumfahrt gewidmet. Am 18. März 1965 war Alexej Leonow für 12 Minuten und neun Sekunden aus dem Raumschiff Woßchod-2 ausgestiegen und hatte,  nur durch eine Leine gesichert,  Purzelbäume im freien Raum geschlagen und Filmaufnahmen gemacht.

Der mit zahlreichen Spezialeffekten gespickte Film,  der auf den Erinnerungen Leonows beruht und unter seiner Mitwirkung entstand,  zeigt in eindrucksvollen Aufnahmen,  dass der Ausstieg alles andere als ein „Spaziergang“ war,  als der er irrtümlicherweise in die Geschichte eingegangen ist. Denn Leonow entging nur dank seiner Kaltblütigkeit und seiner  großen Professionalität dem Tod. Sein Raumanzug hatte sich nämlich im Vakuum aufgebläht,  so dass er nicht mehr in die Luftschleuse passte. Geistesgegenwärtig ließ der Kosmonaut darauf Druck ab und rettete sich in letzter Sekunde zurück in sein Raumschiff,  das von seinem Freund und Kommandanten Pawel Beljajew gesteuert wurde.

Zu allem Unglück versagte dann auch noch die Landeautomatik,  so dass die Woßchod-Kapsel ungesteuert zur Erde zurückkehrte und fernab vom geplanten Zielort niederging. Die beiden Männer konnten deshalb erst nach zwei Tagen bei klirrendem Frost in der Taiga geborgen werden,  was die Sowjetpropaganda damals allerdings verschwieg.

Zu den Ersten,  die den Streifen sehen konnten,  gehören die russischen Kosmonauten Andrej Borissenko,  Sergej Ryshikow und Oleg Nowizki in der Internationalen Raumstation ISS. Borissenko sagte in einer Videobotschaft auf der Webseite von Roskosmos (roscosmos.ru):  „Das ist ein Film über jene Leute,  die uns den Weg in den Weltraum gebahnt haben. Die ersten Kosmonauten haben unglaublich viel riskiert und selbst nicht gewusst,  welch großen Gefahren sie sich aussetzten.“

Leonow hat bei seinen zahlreichen Medienauftritten im Vorfeld des Films von Regisseur Dmitri Kisseljow mehrfach auch seine umstrittene Version vom tragischen Tod Juri Gagarins am 27. März 1968 bei einem Übungsflug wiederholt. Danach ist Gagarins MiG-15 UTI durch ein „unvorsichtiges Manöver“ einer Suchoj abgestürzt,  die „unerlaubterweise“ mit hoher Geschwindigkeit in nur 10 bis 15 Metern Entfernung vorbeigeflogen sei. Er kenne den Namen des Piloten,  eines Helden der Sowjetunion,  der heute 88 Jahre alt sei und sich in einer „schweren Lage“ befinde. Er habe Präsident Wladimir Putin versprechen müssen,  den Namen nicht zu nennen,  betonte Leonow.

Angesichts der Tatsache,  dass die Absturzursache Gagarins bis heute nicht eindeutig geklärt ist,  ergibt sich bei mir die bohrende Frage,  warum die Behauptung Leonows bisher folgenlos im Raum steht.

© Gerhard Kowalski

2 Gedanken zu „“Die Zeit der Ersten“- Spielfilm über den ersten „Weltraumspaziergang“ Leonows in den russischen Kinos“
  1. Hallo Herr Kowalski,
    ich bin Leser Ihrer Seite seit vielen Jahren und freue mich immer wieder über den wohl letzten realistisch über die russische Raumfahrt berichtenden Journalismus. Aber wie überall taucht auch bei Ihnen der Begriff „Weltraumspaziergang“ auf, der absolut unpassend für diese sehr gefährlichen und dennoch sehr wichtigen Außenbordarbeiten ist (wie ich finde). Dieser Begriff wirkt verniedlichend und ist deshalb deplaziert und sollte in der Journalismus-Schublade „Tabu“ für immer verschwinden. Ich hoffe auf viele weitere interessante Informationen von Ihnen, zumal die Erfolge der russischen Raumfahrt zunehmend von unseren „unabhängigen“ Medien klein oder schlechtgeredet werden. Machen Sie weiter so.

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerald Harnisch

  2. Lieber Herr Harnisch,

    offenbar haben Sie meinen Beitrag zu dem Film nicht gründlich genug gelesen. Sonst würden Sie erkennen, dass ich genau Ihrer Meinung bin.
    Deshalb steht das Wort unter anderem auch in der Überschrift in Anführungszeichen.

    GK

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