Berlin, 13. Februar 2017 — Der erste Deutsche im All, Sigmund Jähn, begeht am heutigen Montag seinen 80. Geburtstag. Der Sohn eines Waldarbeiters und einer Näherin wurde am 13. Februar 1937 im vogtländischen Morgenröthe-Rautenkranz geboren. Nach einer Druckerlehre ging er zur Kasernierten Volkspolizei (KVP), dem Vorgänger der Nationalen Volksarmee (NVA), und wurde Flugzeugführer. Von 1966 bis 1970 studierte er an der Militärakademie Juri Gagarin in Monino bei Moskau.
1976 begann der NVA-Oberstleutnant im Kosmonautenausbildungszentrum Juri Gagarin im Sternenstädtchen gemeinsam mit seinem Double Eberhard Köllner die Vorbereitungen auf seinen Raumflug. Vom 26. August bis zum 3. September 1978 absolvierte Jähn an der Seite seines sowjetischen Kommandanten Waleri Bykowski eine einwöchige Forschungsmission in der Raumstation Salut 6.
Jähn machte damit die DDR nach der UdSSR, den USA, der CSSR und der Volksrepublik Polen zum 5. Staat der Welt mit einem eigenen Kosmonauten. Er wurde dafür mit den höchsten Auszeichnungen geehrt und avancierte zu einer Kultfigur und einem wahren Volkshelden. Später sagte Jähn, er habe sich freiwillig von der DDR-Führung vereinnahmen lassen.
Mit dem Ende der DDR wurde Jähn im Range eines Generalmajors aus der NVA entlassen und stand quasi über Nacht vor dem Nichts. Ironie der Geschichte: Sein vogtländischer Landsmann Ulf Merbold, der die DDR aus politischen Gründen verlassen hatte und 1983 als zweiter Deutscher und erster Nicht-Amerikaner mit einem US-Shuttle im All unterwegs war, half ihm, im nunmehr geeinten Deutschland Fuß zu fassen.
Jähn wurde Berater des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. In dieser Eigenschaft unterstützte er unter anderem vier bundesdeutsche Astronauten, darunter auch Merbold, bei ihrer Vorbereitung auf ihre Flüge in der russischen Raumstation MIR.
Heute lebt Jähn als Rentner in Strausberg bei Berlin und betätigt sich als unermüdlicher Propagandist der friedlichen Raumfahrt.
(Siehe auch meinen Beitrag dazu bei Spiegel ONLINE)
© Gerhard Kowalski