Woronesh, 28. Januar 2017 – Russlands Vizepremier Dmitri Rogosin hat „Schlamperei und wirtschaftliche Probleme“ als Grund für die Qualitätsmängel beim Raketriebwerksbauer Woronesher Mechanisches Werk (WMS) ausgemacht. Vor der Leitung des Staatskonzerns GK Roskosmos, Mitgliedern des Kollegiums der Militärisch-Industriellen Kommission (WPN) der Russischen Föderation und führenden Vertretern der Raumfahrtbranche wies er am Samstag in Woronesh an, dem Werk zusätzliche Aufträge zu erteilen, so dass der Mindestlohn erhöht werden kann. Alles Veraltete müsse beiseite geräumt werden. „Das Unternehmen muss umgerüstet werden“, betonte der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Minister.
Anlass für die Beratung vor Ort waren Probleme mit den Triebwerken der Sojus-Trägerrakete, die am 1. Dezember zum Absturz eines Progress-Frachters mit 2,4 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS geführt hatten. Wie sich herausstellte, war bei der Triebwerkproduktion unter anderem Lötmaterial verwendet worden, das nicht den technischen Anforderungen entsprach. Daraufhin wurden alle Sojus-Drittstufen zur Kontrolle nach Woronesh zurückbeordert. Vorsichtshalber werden auch die Zweit- und Drittstufen der schweren Proton-Raketen noch einmal überprüft. Dadurch gerät nicht nur der ISS-Flugplan durcheinander, da sich die Starts eines neuen Frachters und der nächsten russisch-amerikanischen Besatzung auf März beziehungsweise April verschieben.
Präsident Putins Sprecher Dmitri Peskow hatte Mitte der Woche auf die Frage von Journalisten, wie er vor diesem Hintergrund die fachliche Arbeit von Roskosmos bewerte, ausweichend geantwortet. Eine solche Einschätzung sei jetzt nicht angebracht, „weil diese Arbeit sehr umfangreich, sehr komplex und sehr kompliziert ist“, sagte er.
© Gerhard Kowalski