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Berlin/Moskau — Die Besatzungen des neuen russischen Raumschiffes „Rus“, das die „Sojus“-Kapseln ablösen soll, werden möglicherweise ohne die üblichen Skaphander auf die Reise geschickt. „Es gibt die Idee, die Kosmonauten, die nicht an der Steuerung des Schiffes beteiligt sind, statt in Raumanzüge in hermetische Kapseln zu stecken“, sagte der Generaldirektor und Chefkonstrukteur des Wissenschaftlichen Produktionsunternehmens (NPP) „Swesda“, Sergej Posdnjakow, der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag. Der Kosmonaut steige einfach in die Kapsel, schließe das hermetische Visier „und sitzt in ihr in den gefährlichen Flugetappen wie in einem Ei“. Derzeit tragen die Kosmonauten in den sogenannten dynamischen Phasen des Fluges – bei Start, Kopplung und Landung – Raumanzüge.

Allerdings sei das alles bisher „nur eine Idee“, schränkte Posdnjakow ein. Wie das dann in Wirklichkeit aussieht, wisse man erst, wenn die Anforderungen des Raumschiffbauers RKK „Energija“ an das Schutz- und Lebenserhaltungssystem der neuen Kapsel bekannt seien. „Wir warten auf die Ausgangsdaten für das Raumschiff: Die Ausmaße, die Überbelastungsparameter und die Flugdauer im Falle einer Enthermetisierung der Kabine.“ Gemeinsam mit dem Konzern, der bis Juni 2010 den sogenannten Skizzenentwurf der neuen Kapsel vorstellen will, werde se in Unternehmen auch die Sessel, das Lebenserhaltungssystem und die sanitären Anlagen des „Sojus“-Nachfolgers entwickeln.

Die Raumfahrtagentur Roskosmos hatte Anfang April die RKK „Energija“  mit der Entwicklung des neuen Raumschiffs beauftragt, das unter der Arbeitsbezeichnung „Rus“ läuft. Das „Bemannte Transportsystem der neuen Generation“ – so der offizielle Name – soll sechs Kosmonauten Platz bieten und nicht nur zur Internationalen Raumstation ISS, sondern auch zum Mond und sogar zum Mars fliegen, ohne dort allerdings zu landen.

Mit Ausnahme der Triebwerke soll die Kapsel bis zu zehnmal wiederverwendbar sein und zudem 500 Kilogramm Nutzlast befördern können. Die Landung soll mit Hilfe von Retroraketen, wie sie die Amerikaner beim Flug zum Mond verwendeten, und nicht wie bisher am Fallschirm erfolgen. „Rus“ soll 2015 und damit zeitgleich mit dem Nachfolger der US-Shuttles, „Orion“, in Dienst gestellt werden.

(Veröffentlicht am 7. Mai 2009)