Houston, 16. Mai 2010 — Nach zweitägiger Verfolgungsjagd hat die US-Raumfähre „Atlantis“ am Sonntag problemlos an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Das Manöver habe um 16.28 Uhr deutscher Zeit stattgefunden, teilte die Luft- und Raumfahrtbehörde NASA in Houston (Texas) mit. Gegen 18.30 Uhr sollen die Luken zwischen beiden Raumflugkörpern geöffnet werden.
Der 25 Jahre alte Shuttle war am Freitag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral (Florida) zu seinem 32. und letzten Flug ins All gestartet. Nach zwei weiteren Missionen der „Discovery“ und der „Endeavour“ soll das Shuttle-Programm im November eingestellt werden.
Die sechsköpfige „Atlantis“-Crew unter Commander Ken Ham bringt das rund fünf Tonnen schwere russische Forschungsmodul (MIM-1) „Rasswet“ („Morgendämmerung“) sowie Ersatzteile und Versorgungsgüter zur Station. Während des knapp einwöchigen Gemeinschaftsfluges sind drei Ausstiege in den freien Raum vorgesehen. Neben der Umsetzung von „Rasswet“ an die ISS stehen dabei auch der Austausch von sechs Batterien und die Montage einer Reserve-Ku-Band -Antenne auf dem Plan.
Der erste „Weltraumspaziergang“ ist schon für Montag geplant. In rund sechseinhalbstündiger Arbeit bereiten die Astronauten Garrett Reisman und Steve Bowen die alten Batterien auf den Wechsel vor, der dann beim zweiten und dritten Ausstieg erfolgen soll, und bringen die Antenne sowie eine Lagerplattform an.
Eine Stunde vor der Ankopplung hatte die Raumfähre in einer Entfernung von etwa 200 Metern von der Station einen „Salto Orbitale“ geschlagen. Damit erhielt die ISS-Besatzung die Möglichkeit, die Unterseite der „Atlantis“ mit Digitalkameras auf eventuelle Schäden zu untersuchen. Diese Operation war umso wichtiger, als die Mannschaft den Hitzeschild beim Anflug nur beschränkt mit ihren Bordmitteln inspizieren konnte. Wegen des Ausfalls einer Hauptkamera nach einem Kabelschaden konnten die Männern dafür nur ein weniger leistungsstarkes Sensorensystem einsetzen.
In der Nacht vor der Kopplung hatte es zudem Alarm gegeben. Ein nicht näher identifiziertes Schrottteil drohte der ISS zu nahe zu kommen. Die Flugleitzentren in Houston und Koroljow bei Moskau hatten deshalb vorsorglich ein Ausweichmanöver ins Auge gefasst. Dabei wollte man die Bahn der Station mit Hilfe der Triebwerke des angekoppelten russischen Frachters „Progress M-05M“ um etwa einen Kilometer absenken. Dann konnte aber Entwarnung gegeben werden, da der Weltraumschrott die Station letztlich in sicherer Entfernung passierte.
Die „Atlantis“ wird am kommenden Sonntag wieder von der ISS abkoppeln und am 26. Mai auf die Erde zurückkehren.
(Material für ddp)