Moskau, 11. Januar 2017 – Die Ursache für den Absturz des russischen Frachtraumschiffes Progress MS-04 am 1. Dezember ist auf dessen nicht ordnungsgemäße Abtrennung von der dritten Raketenstufe zurückzuführen. Zu diesem Ergebnis ist die Untersuchungskommission unter Leitung des Chefs des Staatskonzerns GK Roskosmos, Igor Komarow, gekommen, wie am Mittwoch in Moskau mitgeteilt wurde.
Der wahrscheinlichste Grund dafür seien die Zerstörung einer Pumpe durch einen Fremdkörper oder die nicht sachgemäße Montage des Triebwerks, heißt es weiter. Deshalb würden in der kommenden Zeit Maßnahmen für den störungsfreien Start des nächsten Frachters getroffen.
Am 1. Dezember war 383 Sekunden nach dem Start der Sojus-U-Trägerrakete die Telemetrie abgebrochen. Zu diesem Zeitpunkt war der Frachter Progress MS-04 schon von der dritten Raketenstufe abgetrennt gewesen. Er wurde rund 190 Kilometer über der Bergrepublik Tuwa in Sibirien „zerstört“. Dabei gingen gut 2,4 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS verloren.
© Gerhard Kowalski
Nun ja, zu gut russisch: Man weiß nach wie vor eigentlich nicht viel mehr.
Die nicht ordnungsgemäße Trennung war doch von Anfang an Gegenstand der Polemik, nur wußte man nicht, ob die vermutlich noch voll arbeitende 3. Stufe dem Orbitalkomplex noch einen Hieb versetzt haben konnte. Der „Zerfall“ der Lox Pumpe (als nun Hauptschuldigen), Brand, Explosion Lox-Tank in Folge und die gesamte Vorgeschichte (Vibrationen …. ) war ja leider in der Telemetrie nicht übermittelt – ES GAB KEINE.
Und warum es keine gab, wissen wir eben heute auch noch nicht. Was also sagt uns dieser Bericht? Das man die Arbeit nicht als abgeschlossen betrachten kann.
Nach meinem Wissen wurden doch auch Nasa-Spezialisten hinzugezogen. Wenn der Telemetrieabbruch nicht definiert werden kann, wird es keinen MS-05 Start geben, prognostiziere ich mal.
Und das benannte TW 11 D 55 ist doch ein Steuertriebwerk, oder? Montageschluderei / Fremdkörper? – das passte zwar, ist aber heute nicht mehr zu glauben.
Es sagt ja keiner, daß die Arbeit Kommission leicht sei, nur – in der Raumfahrt sitzt immer die Zeit mit im Nacken
Rainer
Ähnliche Gedanken sind mir auch durch den Kopf gegangen. Ich bin deshalb nicht auf Einzelheiten in der kurzen Tass-Meldung eingegangen, die ja nur Altbekanntes wiederholt hat.
Ich sehe auch den 2. Februar für Progress MS-05 in Gefahr.
Was mich besonders wundert, ist, dass Komarow die Untersuchungen persönlich leitet. Das sieht mir eher nach Verschleierung aus.
Mal sehen, ob sich die NASA noch zu Wort meldet.
Gerhard Kowalski
Nochmal zum Triebwerk: Meine obige schnelle Annahme korrigiere ich: (11D55) = RD 110, РД-0110 (11Д55), es wäre das 4-düsige Triebwerk der 3. (bzw. 1.) Stufe mit dem extrem hochlaufenden Turbo . Das verblüfft schon.
Das änderte nun aber auch wieder die gesamte Konstellation, denn man verordnete den Ausgangspunkt ursprünglich (als wahrscheinlich) im Orbitalkomplex selbst.
Die vorzeitige Trennung könnte sich damit aber als Reaktion auf die versagende 3. Stufe als zunächst richtig herausstellen, wenngleich der Erfolg ausblieb.
Die Frage der Telemetrie steht aber weiter im Raum
Rainer
Ich glaube, dass die Telemetrie-Frage nur von der NASA gelöst werden kann. Die soll über besondere Erfahrungen und Analysemuster für extrem kurze Verbindungen verfügen.
G. Kowalski
PROGRESS MS-05 ist wohl schon auf den 21. Februar verschoben.
Diese 3. Stufe wird auch bei SOJUS-2.1a und SUJUS-ST eingesetzt.
Damit dürfte der Start am 21.01. in KOUROU auch problematisch werden.
Und die SOJUS-FG? Hat doch auch das gleiche Triebwerk in der 3. Stufe.
Was wird also mit SOJUS MS-04?
Persönlich glaube ich nicht, dass man die genauen Ursachen findet (finden kann).
Es wird wohl (irgendwann) einfach „weitergehen“.
Andreas
Dieses Datum habe ich auch gehört oder besser gelesen. Mal sehen.
Roskosmos hat dieser Tage auch über das künftige ISS-Experiment TERMINATOR berichtet und dabei Sojus MS-04 und -05 erwähnt, ohne sich allerdings auf ein genaues Datum festzulegen.
Der Hinweis in der Meldung über das Ergebnis der U-Kommission, dass man nun Maßnahmen ergreifen werde, um so etwas künftig zu vermeiden, deutet m. E. auf einen längeren Prozess hin. Zudem ist ja die Qualitätsdebatte (siehe auch meine Meldungen dazu) erneut voll entbrannt.
Also, abwarten und Wodka trinken!
Gerhard