Moskau, 13. Dezember 2016 — Russland macht mit seinem Projekt einer internationalen Raumstation, die den Mond umkreisen soll, ernst. Die vorbereitenden Gespräche zwischen den ISS-Partnern laufen auf Arbeitsgruppenebene, sagte der Leiter Bemannte Programme des Zentralen Wissenschaftlichen Forschungsinstituts des Maschinenbaus (ZNIImasch), Oleg Kotow (Foto), der Nachrichtenagentur TASS. Ziel sei die Schaffung einer Infrastruktur auf der Mondumlaufbahn für die spätere Erforschung des Erdtrabanten.
Aus heutiger Sicht soll die Station aus nicht mehr als drei bis vier Modulen bestehen, die den Mond auf einer hochelliptischen Polarbahn umkreisen, fügte der Ex-Kosmonaut hinzu. In das Projekt sollen die langjährigen Erfahrungen einfließen, die beim Betrieb der ISS gewonnen wurden.
Im Frühjahr hatten bereits der russische Raumfahrtkonzern RKK Energija und das US-Unternehmen Boeing den gemeinsamen Entwurf für eine solche Station in zwei Varianten vorgestellt. Dabei ging es noch um zwei kleine oder ein großes Modul (siehe meine Meldung vom 30. Mai). Beide Varianten gehen von einer vierköpfigen Besatzung aus, die zwischen 30 und 300 Tagen in der Station arbeiten soll. Die Module sollen mit dem amerikanischen SLS-Transportsystem und einem noch zu entwickelnden russischen Superträger zum Mond gebracht werden. Nach der Planung der RKK Energija soll die Station 2022 fertig sein und im 1. Halbjahr 2025 erstmals bemannt werden.
Inzwischen hat die Holding Russische kosmische Systeme (RKS) mit dem Bau des speziellen Annäherungs- und Kopplungssystems Kurs-L (L steht für Luna/Mond) für die russischen Raumschiffe begonnen, die dann die Station anfliegen sollen.
© Gerhard Kowalski