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Credit: NASA
Credit: NASA

New York,  9. Dezember 2016 —  John Herschel Glenn Jr. ist tot. Der erste Amerikaner im All verstarb am Donnerstag im Alter von 95 Jahren im Medizinischen Zentrum der Universität von Ohio.

Präsident Barack Obama betonte in einem Nachruf,  das amerikanische Volk habe mit dem Verstorbenen eine Legende und er selbst und seine Frau Michelle einen Freund verloren. Glenn habe Millionen Wissenschaftler,  Ingenieure und Astronauten inspiriert,  „die uns irgendwann einmal auf den Mars bringen“. Der künftige Präsident Donald Trump würdigte Glenn per Twitter als „großen Pionier“ der Lüfte und des Weltraums. „Er war ein  Held und inspirierte Generationen künftiger Forscher.“ Der Chef der US-Luft-  und Raumfahrtbehörde NASA,  Charles Bolden,  schreibt in seinem Nachruf auf den hoch dekorierten Nationalhelden,  Glenn habe Amerika in die vorderste Front des Wettrennens um den Weltraum katapultiert und dem Land einen einzigartigen Platz in den Annalen der Geschichte gesichert.

Glenn,  der am 18. Juli 1921 in Cambridge (Ohoi) geboren wurde,  kämpfte im Zweiten Weltkrieg und im Korea-Krieg als Marineflieger und absolvierte danach eine Ausbildung als Testpilot. 1957 kam er als einer der künftigen sieben Mercury-Piloten zur NASA. Am 20. Februar 1962 umkreiste er als erster Amerikaner die Erde dreimal in seinem Raumschiff Mercury-Atlas 6 „Friendship 7“. Nach Juri Gagarin und German Titow (beide UdSSR) war er damit der dritte Mensch im All.

1998 flog Glenn,  der über 20 Jahre lang Senator in Ohio für die Demokratische Partei war und auch Wahlkampf für Obama machte,  zum zweiten Mal in den Weltraum. In der US-Raumfähre Discovery (STS-95) absolvierte der damals 77-Jährige eine achttägige Mission,  die ihm zum ältesten Raumfahrer aller Zeiten machte. Damit erfüllte sich für ihn ein Traum. Denn Präsident John F. Kennedy hatte ihm einen zweiten Raumflug verboten,  um,  wie er sagte,  das Leben des „Symbols der US-Weltraumerfolge“ nicht zu gefährden.

German Titow hat mir bei einer Begegnung kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 anvertraut,  er wäre gern bei diesem Flug Glenns mit dem komfortablen Shuttle dabei gewesen. Denn die russischen Raumschiffe ließen Flüge so alter Menschen leider nicht zu.

Glenn war der letzte noch lebende Mercury-Pilot.

© Gerhard Kowalski