Krasnojarsk, 7. Dezember 2016 — Das erste Trümmerteil des am 1. Dezember abgestürzten russischen Frachtraumschiffes Progress MS-04 ist westlich der Stadt Kysyl in der südsibirischen Republik Tuwa geboren worden. Es werde derzeit von Spezialisten des Staatskonzern GK Roskosmos untersucht, melden russische Medien am Mittwoch. Weitere Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Die Bewohner der Gebirgsgegend wurden aufgerufen, mögliche weitere Fundstücke nicht zu berühren. Die Fachleute wollen anhand der Fundorte Untersuchungen zu den ballistischen Absturzparametern der Trümmer anstellen.
Der Frachter mit 2,4 Tonnen Nachschub für die Internationale Raumstation ISS an Bord war kurz nach dem Start vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan in rund 190 Kilometern Höhe „zerstört“ worden, wie es heißt. Die Ursache ist noch unklar. Vermutet wird ein Fehler in der dritten Stufe der Sojus-U-Trägerrakete oder im Frachter selbst. Roskosmos hat mitgeteilt, ein Ergebnis der Untersuchungskommission werde nicht vor dem 20. Dezember erwartet. Inzwischen meldete die Nachrichtenagentur TASS am Mittwoch unter Berufung auf das Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau, Progress MS-04 sei nicht auf seine vorausberechnete Umlaufbahn gelangt, weil die dritte Raketenstufe „notabgeschaltet“ worden sei.
Experten gehen davon aus, dass maximal zehn Prozent der Trümmer des gut sieben Tonnen schweren unbemannten Raumschiffs die Erde erreicht haben. Das Gros sei in den dichten Schichten der Atmosphäre verglüht. An der Fundstelle des Trümmerteils seien keine Gefahren für Menschen oder Umweltverschmutzungen registriert worden.
Bei dem Absturz gingen wichtige Versorgungsgüter, Ausrüstungen und wissenschaftliche Apparaturen sowie auch persönliche Festtagsgeschenke für die sechsköpfige russisch-amerikanisch-französische ISS-Besatzung verloren. Die Station verfügt aber über genügend Lebensmittelreserven bis zum Start des nächsten Progress-Frachters, der derzeit noch für den 2. Februar geplant ist. Die Wissenschaft beklagt allerdings heftig den Verlust eines neuen, 500.000 Dollar teuren Weltraumgewächshauses, in dem Paprika, Weizen und Salat gezogen werden sollten.
© Gerhard Kowalski