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Roskosmos KG LogoMoskau,  3. Dezember  2016 –  Die Kommission zur Untersuchung des Absturzes der russischen Sojus-U-Trägerrakate mit dem Frachtraumschiff Progress MS-04 vom Donnerstag will ihre Ergebnisse nach dem 20. Dezember veröffentlichen. Das kündigte der Staatskonzern GK Roskosmos am Samstag in Moskau an. In dem Kommunique heißt es ferner,  die Kommission werde von Roskosmos-Generaldirektor Igor Komarow persönlich geleitet. Sein 1. Stellvertreter Alexander Iwanow sei gleichzeitig stellvertretender Kommissionsvorsitzender.

Die Rakete und das Raumschiff seien mit umgerechnet etwa 30 Millionen Euro versichert gewesen,  wird weiter mitgeteilt. Die Versicherungssumme sei nach der Klärung der Ursache der Havarie fällig.

Die Rakete mit dem Raumschiff an der Spitze war am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit mit 2,4 Tonnen Nachschub an Bord vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan zur Internationalen Raumstation ISS gestartet. Die Ankopplung von Progress MS-04 war für den (heutigen) Samstag geplant.

383 Sekunden nach dem problemlosen Abheben war die Verbindung zu dem Raumschiff plötzlich abgebrochen. Wenig später stellte sich heraus,  dass der Frachter aus rund 190 Kilometern Höhe über Südsibirien abgestürzt ist. Jene Teile,  die dabei nicht in den dichten Schichten der Atmosphäre verglühten,  schlugen in einem nahezu menschenleeren und gebirgigen Gebiet der Republik Tuwa auf.

Der Frachter sollte Treibstoff,  Lebensmittel,  Ersatzteile,  wissenschaftliche Geräte,  Kleidung,  Medikamente,  eine Orangerie,  einen neuen Ausstiegsskaphander,  Verbrauchsmaterial und Hygieneartikel zur Station bringen. Zudem waren für die sechsköpfige russisch-amerikanisch-französische Besatzung zu den bevorstehenden Festtagen frisches Obst sowie Post und Päckchen ihrer Lieben an Bord.

In der Orangerie Lada-2 sollten süßer Paprika,  Weizen und Salat gezogen werden. Der erste Außenbordskaphander der neuen Generation Orlan-MKS (MKS ist die russische Abkürzung für ISS) verfügt über ein automatisches Klimakontroll-System. Er kann 20 Mal eingesetzt werden –  fünfmal mehr als sein Vorgänger Orlan-MK.

Inzwischen haben die anderen ISS-Partner Russland angeboten,   Versorgungsgüter mit zur ISS zu nehmen. Ob das schon in der nächsten Zeit möglich sein wird,  war nicht zu erfahren. Denn in wenigen Tagen fliegt ein japanischer Frachter zur Station.

Indes gehen in den russischen Medien  die Spekulationen über die Absturzursache weiter. Bislang konzentrierten sich die Meinungen auf einen Schaden am Triebwerk der dritten Stufe der Trägerrakete. Am Wochenende kam nun die Version hinzu,  dass die Havarie möglicherweise vom Frachter selbst ausging,  der sich bereits von der Stufe gelöst hatte.

© Gerhard Kowalski