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Credit:  GK Roskosmos
Credit: GK Roskosmos

Koroljow,  29. November 2016 —   Gestern noch hatte Vizepremier Dmitri Rogosin Russlands Raumfahrt auf einem guten Weg gesehen,  nun folgte die eiskalte Dusche. Auf der Wissenschaftlichen Konferenz Die Raumfahrt des XXI. Jahrhunderts übten namhafte Wissenschaftler am Dienstag in Koroljow bei Moskau Fundamentalkritik am Föderalen Kosmosprogramm (FKP) für die Jahre 2016-25,  das erst im März verabschiedet worden war. Da fragt man sich als langjähriger Beobachter,  wo die vielgepriesene monatelange Aussprache zum FKP denn so stattgefunden hat.

„Die Weltraumbranche befindet sich weiter im Zustand der Stagnation und gewährleistet nach meiner Auffassung im XXI. Jahrhundert nicht den Status Russlands als führende Weltraummacht“,  sagte der Direktor des Wissenschaftlich-Technischen Zentrums (NTZ) Kosmonit,  Grigori Tschernjawski. Die „Dominante“ der Weltraumtätigkeit Russlands müsse das „ambitionierte Projekt eines bemannten Fluges in die Tiefen des Alls sein“. Dazu bedürfe es einer superschweren Trägerrakete. „Sonst können wir die Priorität des Zugangs zum fernen Weltraum verlieren.“ Die jetzt in der Entwicklung befindliche superschwere Rakete Angara-5W habe dabei allerdings  wegen ihrer „veralteten Technologien der 1990-er Jahre keine Perspektive“.

Der 1. Stellvertreter des Chefs des Staatskonzerns GK Roskosmos,  Alexander Iwanow,  beklagte,  dass die Mittel für das FKP seit März ein ums andere Mal gekürzt wurden. Nach der jüngsten Kürzung müsse man jetzt sogar darüber nachdenken,  wie man die Staatsaufträge erfüllen kann. Er teilte zudem mit,  dass Russland in diesem Jahr erstmals weniger Raketenstarts als die USA und China haben werde. Grund sei die Konzentration auf den Ausbau der Flotte der Nachrichten-,  Erdfernerkundungs- und Militärsatelliten.

Der wissenschaftliche Leiter des Instituts für Astronomie der Akademie der Wissenschaften (RAN),  Boris Schustow,  sagte,  dass wegen Geldmangels auch das Mondprogramm gekürzt werden müsse. Die Mission,  bei der Mondgestein zur Erde gebracht werden sollte,  sei gestrichen worden.

© Gerhard Kowalski