Mo. Nov 25th, 2024

Berlin/Washington —  Die USA sind offenbar dabei, ihr ambitioniertes Raumfahrtprogramm „Constellation“ (Sternbild) rigoros zurückzuschrauben. Nicht anders ist die Ankündigung führender Vertreter der Luft- und Raumfahrtbehörde NASA  zu deuten, auf den geplanten Bau einer ständigen Mondbasis zu verzichten und  sich beim neuen Raumschiff „Orion“  vorerst  auf Flüge zur  Internationalen Raumstation ISS zu beschränken.

Eigentlich wollten die Amerikaner bereits 2020 wieder auf dem Erdtrabanten landen und dort eine Mondbasis errichten. Eigens dazu sollte eine viersitzige  „Orion“-Kapsel als Nachfolger der Shuttles gebaut werden, die nach knapp 30-jährigem Dienst Mitte 2010 eingemottet werden. Parallel dazu war eine sechssitzige Variante geplant, die spätestens  2015 erstmals zur ISS fliegen sollte. Der amtierende NASA-Chef Chris Scolese sagte jetzt dem Fachblatt „New Scientist“, der Bau einer Mondbasis sei zu teuer. Damit würden andere Teile des „Constellation“-Programms gefährdet, zu dem auch die neuen Trägerraketen „Ares 1“ und „Ares 5“ sowie die Mondfähre „Altair“ gehören.  Scolese betonte zugleich, wichtiger sei für20ihn ein bemannter Flug zum Mars und die Landung auf einem erdnahen Asteroiden.

Zuvor hatte bereits das Budget Office des US-Kongresses darauf hingewiesen, dass die NASA zu ihrem 19,1-Milliarden-Dollar-Haushalt noch zusätzliche Milliarden brauche, um das Shuttle-Programm zu beenden und gleichzeitig die „Constellation“-Pläne pünktlich zu verwirklichen, die noch aus der Bush-Ära stammen. Mit der derzeitigen Finanzierung würden sich die Fertigstellung von „Orion“ und „Ares 1“  auf 2016, die Rückkehr zum  Mond auf 2023 und 15 der 79 Wissenschaftsmissionen auf die Zeit nach 2025 verzögern, hieß es in einem Report. Bei einer Erhöhung des NASA-Budgets auf 21,1 Milliarden Dollar blieben hingegen die Pläne mit einigen Abstrichen beim Wissenschaftsprogramm im Zeitrahmen.

Mitte der Woche hatte „Orion“-Programmchef Jeff Hanley angekündigt, vorerst werde nur eine viersitzige Variante des Raumschiffes für Flüge zur ISS gebaut.  Damit solle sichergestellt werden, dass der Shuttle-Nachfolger wie geplant im März 2015 zur Verfügung steht, berichtet der Onlinedienst SPACE.com. Mit dieser Entscheidung werde allerdings das sechssitzige Schiff  nicht aufgegeben.   „Wir werden es eines Tages brauchen“, sagte Hanley, allerdings „nicht so früh“.

Die erste Raumfähre war 1981 gestartet. Derzeit besteht die Flotte noch aus den Shuttles =E 2Atlantis“, „Endeavour“ und „Discovery“. Die „Challenger“ und die „Columbia“ waren 1986 beziehungsweise  2003 verunglückt. Dabei kamen 14 Astronauten  ums Leben.

Bis zur Indienststellung von „Orion“ sind die USA voll auf die russischen „Sojus“-Raumschiffe angewiesen.  Russland  reserviert  für die NASA deshalb für die Flüge zur ISS jeweils einen Platz in seinen dreisitzigen Kapseln. Daneben arbeitet das Land selbst  an einem neuen Raumschiff, das die Arbeitsbezeichnung „Rus“ trägt. Es soll sechs Plätze haben und ebenfalls 2015 zur Verfügung stehen.

Das NASA-Astronautenkorps, das in diesen Tagen um ein rund Dutzend neue Anwärter auf rund  100 Frauen und Männer aufgestockt wird, steht indes vor völlig neuen Aufgaben. Statt des Shuttle-Trainings, das bisher die Hälfte der zweijährigen Ausbildung in Anspruch genommen hat, befassen sich die Neulinge jetzt vor allem mit dem Studium der Systeme der ISS und der „Sojus“-Kapseln. Dazu reisen sie auch in das Kosmonautenausbildungszentrum „Juri Gagarin“ oder „Star City“, wie die Amerikaner es nennen, vor den Toren Moskaus. Hier lernen sie aber nicht nur die Technik „Made in Russia“ kennen, sondern müssen auch intensiv Russisch büffeln.

(Veröffentlicht am 1. Mai 2009)