
Moskau, 6. August 2016 – Vor nunmehr 55 Jahren hat der sowjetische Kosmonaut German Titow (1935-2000 – auf dem Foto rechts) den ersten Eintagesflug in den Weltraum absolviert. Der nach Juri Gagarin (1934-1968) zweite Mensch im All startete am 6. August 1961 mit seinem Raumschiff Wostok-2 vom Kosmodrom Baikonur in der damaligen Kasachischen Sozialistischen Sowjetrepublik und landete nach 25 Stunden und 18 Minuten bei der Ortschaft Krasny Kut im Gebiet Saratow an der Wolga. Damit hatte er bei seinen 17 Erdumkreisungen mehr als 700.000 Kilometer zurückgelegt und auch einen ersten Langzeitflugrekord aufgestellt.
Titow, der bei Gagarins Flug am 12. April 1961 als Double fungierte, war der erste Mensch, der im Weltraum schlief und die Erde aus kosmischer Höhe fotografierte. Nach seiner Landung litt er an Symptomen der Raumkrankheit – Schwindelgefühl und Übelkeit, was damals allerdings verschwiegen wurde.
Der Kosmonaut Nr. 2 machte schnell militärisch Karriere und brachte es bis zum Generalobersten. Enttäuscht darüber, dass nicht er als erster Mensch in den Weltraum fliegen durfte, lehnte er die Teilnahme am geheimen Mondprogramm der Sowjets ab, weil man ihm auch hier nicht garantieren wollte, als Erster auf dem Erdtrabanten zu landen. Dafür war Alexej Leonow vorgesehen, wozu es allerdings nicht kam, da die Trägerrakete N1 für die Sojus-Mondraumschiffe bei vier Tests versagte, so dass das Programm Anfang der 1970-er Jahre in aller Stille eingestellt wurde.
Titow widmete sich fortan intensiv dem ebenfalls geheimen militärischen Raumfahrtprogramm der Sowjets. Deshalb trägt auch heute das militärische Flugleitzentrum Russlands bei Krasnosnamensk westlich von Moskau seinen Namen.
Titow besichtigte im Rahmen eines DDR-Besuches am 1. September 1961 auch die Berliner Mauer am Brandenburger Tor und lobte erwartungsgemäß diese „Schutzmaßnahme“.
© Gerhard Kowalski