Koroljow, 22. Juli 2016 — Der Raumfahrtkonzern RKK Energija hat das russisch-deutsche Experiment ICARUS angekündigt, bei dem es um die Gewinnung globaler Daten über Tierbewegungen geht. Die Apparaturen des Experiments, das gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln durchgeführt wird, sollen voraussichtlich im Juni kommenden Jahres zur Internationalen Raumstation ISS gebracht werden.
Von ICARUS erwartet sich die Wissenschaft wichtige Erkenntnisse über das Verhalten diverser Tierarten. Derzeit sei man nicht in der Lage, kleine Tiere auf ihrer langen Reise zu verfolgen, teilte das DLR mit. Milliarden von Vögeln, Insekten oder auch Fledermäusen legten jährlich enorme Distanzen zwischen den Kontinenten zurück. Das Wissen um die Migrationsbewegungen könnte eine entscheidende Rolle spielen, um die Verbreitung von Krankheitserregern einzuschränken, Naturkatastrophen durch intelligente Sensoren vorherzusagen oder die Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen. Um dem weltweiten Mangel an Wissen über das Migrationsverhalten von Kleintieren entgegenzusteuern, wurde durch ein internationales Konsortium von Wissenschaftlern 2002 die ICARUS (International Cooperation for Animal Research Using Space)-Initiative ins Leben gerufen. Das Projekt wird unter Leitung des Max Planck Instituts für Ornithologie vom DLR Raumfahrtmanagement gefördert. Das ICARUS Experimentalsystem besteht aus einer Sende- und Empfangseinheit, die in Zusammenarbeit mit dem russischen Raumfahrtstaatskonzern GK Roskosmos in der ISS platziert wird. Zudem werden miniaturisierte Sende- und Empfangseinheiten an Kleintieren, wie beispielsweise an Vögeln, angebracht. Die Einheiten sind extrem leicht und fallen nach dem Ende ihrer Funktionsdauer wieder von den Tieren ab. Alle Daten des Systems werden auf der ISS gesammelt und an eine Bodenstation zur Auswertung weitergeleitet. Dabei sollen noch nie dagewesene Erkenntnisse über das Verhalten und Vitalfunktionen der Tiere auf unserem Planeten gewonnen werden. „Die Forschungsergebnisse, die hier zu erwarten sind, sind von unschätzbarem Wert für die Menschheit und schließlich für das Leben auf der Erde“, betonte das DLR. © Gerhard Kowalski |