Köln, 17. Juni 2016 — Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützt die Privat-Initiative „Die Astronautin“ und führt die psychologischen und medizinischen Untersuchungen der Bewerberinnen durch. Die bisherige Forschung des DLR beschäftige sich zwar vor allem mit männlichen Astronauten, erklärte die Vorstandsvorsitzende Pascale Ehrenfreund am Freitag in Köln. „Aber auch mit den Experimenten einer Astronautin auf der ISS können wir diese Expertise ausbauen und Erkenntnisse für die Forschung gewinnen.“
Das Bremer Unternehmen HE Space sucht mit seinem Projekt die erste deutsche Astronautin, die 2020 für zehn Tage auf der Internationalen Raumstation ISS leben und arbeiten soll.
Bisher verfügt Deutschland über elf ausschließlich männliche Raumfahrer.
Bis zu 90 der insgesamt über 400 Bewerberinnen werden voraussichtlich im Herbst 2016 die ersten psychologischen Untersuchungen durchlaufen, in denen unter anderem Fähigkeiten wie Konzentration, Merkfähigkeit und räumliche Vorstellungskraft getestet werden, teilte das DLR mit. In einer zweiten Stufe werden die 30 besten Bewerberinnen dann im Interview, aber auch beispielsweise in Team-Aufgaben auf ihre Persönlichkeit, ihre Belastbarkeit und ihre Motivation hin untersucht.
„Wer als Astronautin auf eine Mission geht, muss hohe kognitive Leistungsfähigkeit mitbringen und sich schnell an neue, unerwartete Situationen anpassen können“, betonte dazu Dr. Yvonne Pecena vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. „Wichtig ist aber auch, dass die Astronautin sich gerne in den Dienst der Wissenschaft und eines großen Teams am Boden stellt – und letztendlich serviceorientiert ist.“ Die psychologischen Untersuchungen, die die Kandidatinnen durchlaufen, werden dabei optimal auf den speziellen Fall einer kommerziellen Weltraumtouristin zugeschnitten.
Von den über 550 Astronauten, die bisher ins Weltall geflogen sind, waren nur knapp 60 Frauen. Die vier europäischen Raumfahrerinnen dieser kleinen Gruppe kamen aus England, Frankreich und Italien. Aus Deutschland hatten zwar die Astronautenanwärterinnen Heike Walpot und Renate Brümmer Ende der 1980er Jahre für einen Flug ins All trainiert, sie sind jedoch nicht zum Einsatz gekommen.
(c) Gerhard Kowalski