Moskau, 7. Mai 2016 — Russlands Präsident Wladimir Putin rudert zurück. Nach den strengen Rügen für Vizepremier Dmitri Rogosin und GK Roskosmos-Chef Igor Komarow sowie der Suspendierung des Generaldirektors der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) Awtomatika in Jekaterinburg (Ural), Leonid Schalimow, werde es keine disziplinarischen Maßnahmen mehr seitens des Kremls wegen der Startverschiebung auf dem neuen Kosmodrom Wostotschny im Amur-Gebiet geben, teilte Putins Pressesekretär Dmitri Peskow in Moskau mit. Alles Weitere werde innerhalb der Branche selbst geregelt.
Offenbar wegen eines Kabelschadens musste der Jungfernstart, zu dem Putin persönlich angereist war, vom 27. auf den 28. April verschoben werden. Der Präsident hatte daraufhin harte Konsequenzen für die Schuldigen angekündigt. Als erste erhielten Rogosin und Komarow, die zudem für die viermonatige Verspätung der Eröffnung des Kosmodroms verantwortlich gemacht wurden, eine strenge Rüge, und danach wurde Schalimow, aus dessen Werk das Kabel kommt, zeitweilig seines Postens enthoben. Er hat inzwischen selbst seinen Rücktritt eingereicht, während ein Großteil seiner Belegschaft in einem Offenen Brief gegen die Disziplinarmaßnahme protestiert hat.
Schalimow wurde auch von der Sonderkommission ausgeschlossen, die in seinem Werk zwei Tage lang die Ursache für den automatischen Abbruch des Starts der Sojus-Rakete untersucht hat. Inzwischen liegt das Ergebnis vor. Es soll demnächst in Moskau veröffentlicht werden.
Was mit den 1.150 Medaillen, darunter 50 in 999-er Silber, wird, mit denen Roskosmos die Startmannschaften ehren wollte, wurde bisher nicht mitgeteilt. Putin selbst hatte die fehlerfreie Arbeit der Mannschaften ausdrücklich gelobt und sogar Autogramme auf deren Schutzhelme geschrieben.
© Gerhard Kowalski