Berlin/Moskau — Nach 178 Tagen in der Schwerelosigkeit ist die 18. Stammbesatzung der Internationalen Raumstation ISS mit Juri Lontschakow (Russland) und Michael Fincke (USA) wieder wohlbehalten auf die Erde zurückgekehrt. „Sie haben selbst nach der Landung gelächelt, so dass gleich zu sehen war, dass sie sich gut fühlen“, kommentierte der Chef der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos, Anatoli Perminow, im Flugleitzentrum in Koroljow bei Moskau das glückliche Ende dieser kosmischen Dienstreise in der kasachischen Steppe.
Die Bergungsmannschaften, die mit zehn Hubschraubern und drei Flugzeugen nahe der Stadt Dsheskasgan zur Stelle waren, empfingen Lontschakow, Fincke und den US-Weltraumtouristen Charles Simonyi bei Temperaturen um zehn Grad mit „heißem süßem Tee und trockner sauberer Wäsche“, wie Chefarzt Wladimir Potschujew sagte. Die Männer seien sofort in einem Feldhospital einer ersten medizinischen Kontrolle unterzogen worden. Dann wurden sie im Hubschrauber nach Karaganda geflogen, wo auf sie ein Flugzeug für die Weiterreise ins „Sternenstädtchen“ bei Moskau wartete. Dort hatten sich ihre Familien und Freunde zur Begrüßung eingefunden.
Fincke und Lontschakow waren am 12. Oktober vergangenen Jahres zur ISS geflogen und hatten im März unter anderem die Besatzung des US-Shuttles „Discovery“ empfangen, die das vierte und letzte Sonnensegel zur Station brachte. Ihre Ablösung in Gestalt von Gennadi Padalka (Russland) und Michael Barratt (USA) war am 28. März zusammen mit Simonyi auf die Umlaufbahn gekommen, der schon 2007 einmal in der ISS war. Padalka und Barratt bereiten die Station nun zusammen mit dem Japaner Koichi Wakata auf den Sechs-Mann-Betrieb vor, der Ende Mai beginnen soll.
Perminow zeigte sich besonders über die weiche Landung von „Sojus TMA-13“ erfreut. Nach den harten Landungen bei mehreren vorangegangenen Missionen „haben wir eine Reihe technischer Lösungen für die Trennung zwischen Raumschiff und Landekapsel“ gefunden, sagte er. Als Ursache dafür war die Fehlfunktion von sogenannten Pyrobolzen ermittelt worden. Dadurch konnte die Landekapsel beim Wiedereintritt in die dichten Schichten der Atmosphäre nicht rechtzeitig von der Orbitalsektion abgesprengt werden. Die „Sojus“-Besatzungen waren bei dem daraus resultierenden ungesteuerten Abstieg hohen Überbelastungen ausgesetzt.
Bisher galt Simonyi als letzter Weltraumtourist in den russischen „Sojus“-Raumschiffen. Doch jetzt könnte er noch einen Nachfolger bekommen. Denn Perminow schließt nicht aus, dass im Herbst erneut ein zahlender Gast zur ISS mitfliegt. Kasachstan verzichte nämlich aus finanziellen Gründen auf den=2 0bereits gebuchten Platz für einen professionellen Kosmonauten in der „Sojus TMA-16“-Kapsel, die am 1.
Oktober starten soll. Der freie Platz könne nun entweder an einen russischen Kosmonauten oder auch an einen Weltraumtouristen vergeben werden, sagte der Roskosmos-Chef.
Alexej Krasnow, der bei Roskosmos für die bemannte Raumfahrt zuständig ist, fügte hinzu, es gebe bereits einen Kandidaten für den freien Platz. Einen Namen wollte er jedoch nicht nennen. Nach russischen Medienberichten kämen als Weltraumtouristen entweder die US-Journalistin Esther Dyson oder der Australier Nik Halik infrage.
Die gebürtige Schweizerin Dyson war das Double für Simonyi und Halik für dessen Landsmann Richard Garriott, der 2008 als sechster Weltraumtourist in der ISS war.
(Veröffentlicht am 8. April 2009)