Moskau, 23. April 2010 — Der Testflug des neuen Mini-Shuttles „X-37B“ der US-Luftwaffe hat offenbar die Russen wachgerüttelt. Dank des Starts des amerikanischen Orbitalflugzeuges eröffne sich die Chance, einen analogen russischen Apparat auf eine Umlaufbahn zu schicken, der bereits vor mehreren Jahrzehnten entwickelt worden ist, sagte der Chefkonstrukteur der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung (NPO) „Molnija“, Wladimir Skorodelow, am Freitag der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR-TASS. Skorodelow ist einer der führenden Spezialisten Russlands auf aerokosmischem Gebiet.
„Wir haben ein Projekt, das bereits Ende der 1980er Jahre ausgearbeitet wurde“, betonte der Chefkonstrukteur. Dabei handele es sich um das Wiederverwendbare Aerokosmische Mehrzwecksystem (MAKS) von etwa der selben Größe wie die „X-37B“. Die Entwicklung, an der auch heute noch weiter gearbeitet werde, gehöre jedoch zu einer „anderen, neuen Klasse“. Als erste Antriebsstufe werde keine Rakete, sondern ein Trägerflugzeug verwendet. Das sei „ein viel stärkeres Mittel“ als das der Amerikaner.
Von MAKS erwarte man sich „keinen geringen Effekt“, sagte Skorodelow. Erstens sei diese kleine Raumfähre „um Größenordnungen billiger“ als die US-Shuttles, die im Herbst außer Dienst gestellt werden. Dort koste ein Kilogramm Nutzlast 20 000 Dollar, bei MAKS nicht mehr als 1000 bis 1200 Dollar. Die zweite wichtige Eigenschaft bei Systemen wie MAKS und „X-37B“ sei, dass sie im Weltraum direkt ein beliebiges Objekt anfliegen und bei Bedarf „einsammeln“ können. Leider könne er aber nur „schwer voraussagen“, wann dieses russische Weltraumflugzeug ins All aufsteigen werde, bedauerte der Chefkonstrukteur.
(Material für ddp)