Moskau, 17. Februar 2016 — Russlands Zivilraumfahrt kann offenbar auf die Militärs nicht verzichten. Der Staatskonzern GK Roskosmos will künftig wieder Offiziere verschiedener Spezialgebiete in das Kosmonautenausbildungszentrum (ZPK) „Juri Gagarin“ im „Sternenstädtchen“ bei Moskau zurückholen. Man verhandele mit dem Verteidigungsministerium über die Einbeziehung von Militärspezialisten in die Arbeit des Zentrums und stoße dabei auf ein positives Echo, berichtet die Nachrichtenagentur TASS am Mittwoch unter Berufung auf den Pressedienst von Roskosmos. Zuvor müssten allerdings noch einige rechtliche und finanzielle Fragen geklärt werden.
Es gehe um 180 hochqualifizierte Offiziere, hieß es weiter. Der Status des ZPK als zivile Einrichtung sowie seine Programme und seine internationale Zusammenarbeit würden dadurch aber nicht berührt.
2008/2009 waren das Zentrum und die dazugehörige Wohnstadt, die bis dato zum Verteidigungsministerium gehörten, der damaligen Raumfahrtagentur Roskosmos unterstellt worden. Das hatte für einigen Wirbel gesorgt. Denn das Ministerium war gezwungen, seine Offiziere aus dem Zentrum abzuziehen. Sie wurden vor die Wahl gestellt, künftig in den Luftstreitkräften weiter zu dienen oder den Dienst zu quittieren und als Zivilisten weiter zu arbeiten. Letzteres war jedoch mit erheblichen finanziellen Einbußen und dem Verlust der Dienstwohnungen verbunden.
Auch die Kosmonauten, die aus den Streitkräften kamen, wurden quasi über Nacht aus der Armee entlassen und sollten ihre Arbeit als Zivilpersonen fortsetzen. Das führte zu harschen Protesten, weil das empfindliche Einkommensverluste bedeutete. Einige Kosmonauten verließen daraufhin das Zentrum, andere zogen schließlich unter Führung von Sergej Wolkow sogar vor Gericht – und gewannen.
(c) Gerhard Kowalski