Plessezk,16. Februar 2016 —Der Erdbeobachtungssatellit Sentinel-3A der Europäischen Weltraumorganisation ESA ist am Dienstag problemlos gestartet worden. Die Rokot-Konversionsträgerrakete mit dem Raumflugkörper an der Spitze stieg um 18.57 Uhr deutscher Zeit vom nordrussischen Militärkosmodrom Plessezk im Gebiet Archangelsk auf. Zentrale Aufgabe des Satelliten ist die exakte Vermessung der Meeresspiegelhöhe in hoher Auflösung. 2017 soll ein zweiter baugleicher Satellit vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch Guyana mit einer Vega-Rakete auf dieselbe Umlaufbahn geschickt werden.
ESA-Projektmanager Bruno Berruti sieht in den beiden Sentinel-3-Satelliten die künftigen „Arbeitspferde“des Copernicus-Programms,die große Teile der Beobachtungen der europäischen Fernerkundungssatelliten ERS und Envisat in neuer Qualität fortsetzen.
Derzeit steigt die Meeresspiegelhöhe nach Aussagen des Direktors des Erdbeobachtungsprogramms der ESA,Volker Liebig,im globalen Mittel jährlich um etwa drei Millimeter. Noch vor wenigen Jahren war es nur die Hälfte. Aus den Datenreihen eines Radarhöhenmessers lassen sich Karten der Meeresspiegelhöhe und –topografie ableiten. Die Wissenschaftler können daraus auch auf die Struktur und Variabilität der globalen Ozeanzirkulation schließen,was wiederum Eingang in verbesserte Klimamodelle findet.
Der Temperatursensor an Bord von Sentinel-3A erlaubt eine genaue Bestimmung der Temperatur der Land- und Meeresoberfläche. Diese finden Verwendung in der Klima- und Wettermodellierung,tragen aber auch zu einer besseren Erfassung von Meeresströmungen bei. Darüber hinaus lassen sich mit diesen Daten Hochtemperaturereignisse wie Waldbrände oder Lavaströme aufspüren und verfolgen.
Die genaue Erfassung der Oberflächenfarben des Meeres dient der Überwachung der Wasserqualität und der Aufdeckung von Umweltverschmutzungen. Außerdem tragen sie zum Verständnis des Einflusses der Ozeane auf den Kohlenstoffzyklus der Erde bei. Farbaufnahmen der Landoberflächen werden unter anderem zur Dokumentation der Landnutzung und des Vegetationszustandes sowie zur Kartierung von Waldbränden genutzt.
Sentinel-3A wurde in enger Kooperation zwischen der ESA,der Europäischen Union,Firmen und nationalen Organisationen gebaut. Die geplante Missionsdauer beträgt sieben Jahre.
(c) Gerhard Kowalski