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Credit: ESA
Credit: ESA

Kourou, 3. Dezember 2015 — Im zweiten Anlauf ist die Sonde LISA (Laser Interferometer Space Antenna) Pathfinder der Europäischen Weltraumorganisation ESA im Donnerstag erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou (Französisch-Guyana) gestartet. Die leichte Vega-Trägerrakete mit der Sonde an der Spitze hob kurz nach 5 Uhr deutscher Zeit von der Startrampe ab. Ein erster Startversuch musste am Mittwoch wegen eines technischen Fehlers an der Rakete verschoben werden.

Die Technologiedemonstrationsmission eröffnet nach Angaben der ESA bisher ungekannte Beobachtungsmöglichkeiten für das gravitative Universum. Dabei würden neue Technologien zur Messung von Gravitationswellen im Weltraum erprobt. Diese von Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie vorhergesagten Wellen stellen Verzerrungen der Raumzeitkrümmung dar und werden von massereichen Himmelskörpern, wie etwa fusionierenden schwarzen Löchern, verursacht.
Das Aufspüren von Gravitationswellen wäre eine weitere Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie und würde das Verständnis gerade der besonders gewaltigen physikalischen Vorgänge im All ungemein bereichern.

 

In den zwei Wochen nach dem Start sind sechs Manöver zur Bahnanhebung der Sonde geplant, damit sie nach einem sechswöchigen Flug ihren Einsatzorbit um den in etwa 1,5 Millionen Kilometer  Entfernung zwischen Erde und Sonne liegenden Lagrange-Punkt L1 erreichen kann.

 

Im Alltag begegnen uns keine Gravitationswellen, und selbst Experten müssen einen hohen Aufwand treiben, um die mysteriösen Wellen nachzuweisen. Albert Einstein fand vor einem Jahrhundert heraus, dass sie von beschleunigten Massen ausgehen. Der geniale Physiker ging jedoch davon aus, dass Gravitationswellen wahrscheinlich immer unbeobachtbar bleiben werden, von ihrer Existenz war er trotzdem überzeugt. „Die Wechselwirkung zwischen Gravitationswellen und Materie ist extrem schwach“, erklärte Karsten Danzmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik und Professor an der Leibniz Universität in Hannover. „Das macht es so schwierig, sie zu messen.“

 

Bislang wurden Gravitationswellen nur indirekt beobachtet. Welche fundamentale Bedeutung bereits diesem indirekten Nachweis zukommt, zeigte die Vergabe des Physik-Nobelpreises an die beiden US-Astrophysiker Hulse und Taylor im Jahr 1993. Doch indirekte Nachweise reichen den Forschern nicht, sie setzten auf direkte Beobachtungen. Dazu sagte Danzmann: „Mit den Möglichkeiten der Gravitationswellenastronomie wird sich uns ein völlig neues Fenster ins Weltall auftun.“ Es gehe um offene Fragen der Astrophysik, was beim Crash zweier Schwarzer Löcher passiere. „Welche Prozesse regieren beim Kollaps eines massiven Sterns in einer Supernova-Explosion? Wie sehen Neutronensterne in ihrem Innern aus? Und schließlich: Was geschah am Beginn unseres Universums, dem Urknall?“ Bei all diesen Prozessen spielten Gravitationswellen eine entscheidende Rolle, betonte der Wissenschaftler.

 

(c) Gerhard Kowalski