Koroljow, 4. September 2015 — Alle Neune! Seit Freitag drängen sich neun Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS. Eigentlich besteht die Stammbesatzung nur aus sechs Mitgliedern. Doch jetzt kamen mit Sergej Wolkow (Russland), Aidyn Aimbetow (Kasachstan) und dem ersten dänischen Astronauten Andreas Mogensen für eine Woche drei weitere hinzu. Ihr Raumschiff Sojus TMA-18M legte um 9.39 Uhr deutscher Zeit – drei Minuten früher als geplant – am Kleinen Wissenschaftsmodul (MIM-2) Poisk (Suche) an. Das Trio war am Mittwoch an der Spitze einer Sojus-FG-Rakete vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) gestartet.
Die Neuankömmlinge wurden von von ihren Kollegen, die bereits seit Monaten auf der Umlaufbahn arbeiten, mit großem Hallo begrüßt. Normalerweise legen die Kapseln nach vier Erdumkreisungen oder rund sechs Stunden an. Aus Sicherheitsgründen hat sich die russische Raumfahrtagentur Roskosmos diesmal aber für das alte Schema entschieden. „Unsere Entscheidung wird von dem Umstand diktiert, dass sie sicherer und zuverlässiger ist“, sagte deren amtierender Chef Alexandr Iwanow. Am 25. Juli sei man gezwungen gewesen, die ISS-Umlaufbahn anzuheben, um Weltraumschrott auszuweichen. Das habe zu einer erheblichen Veränderung der ballistischen Bedingungen geführt und eine Korrektur des Manöverplans der Station erfordert, fügte er hinzu. Am Montag war dann noch eine zusätzliche Bahnkorrektur vorgenommen worden.
Auf dem langen Weg zur ISS mussten Wolkow und Co. ein Ausweichmanöver fliegen, weil sich ihnen ein Trümmerteil der dritten Stufe einer japanischen Trägerrakete aus dem Jahre 1989 gefährlich näherte. In gemeinsamer Arbeit mit dem NASA-Kontrollzentrum in Houston (Texas) meisterte aber das Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau die Situation.
Der 38-jährige promovierte Luft- und Raumfahrtingenieur Mogensen aus Kopenhagen, der mit einem Ticket der Europäischen Weltraumorganisation ESA unterwegs ist, wird wie der Kasache nur acht Tage in der ISS bleiben. In dieser Zeit muss er über 20 dänische und ESA-Experimente abarbeiten. Dabei testet er vor allem neue Technologien und Techniken für künftige Raumfahrtmissionen. Dazu gehören der Weltraumanzug Skinsuite und ein spezieller Sessel, mit dem die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus untersucht werden sollen.
Für Wolkow ist das nach 2008 und 2011 bereits der dritte Flug zur ISS. Der Spross einer Kosmonauten-Dynastie zieht damit mit seinem Vater Alexander gleich, der zwischen 1985 und 1992 auch dreimal im All war. Aimbetow ist wie der Däne Weltraumneuling. Er kam nachträglich in die Mannschaft, weil die britische Sopranistin Sarah Brightman überraschend abgesagt hat. Eigentlich wollte sie als erste Sängerin und als achte Weltraumtouristin zur ISS fliegen. Angeblich waren letztlich ihre Sponsoren aber nicht bereit, die Flugkosten von 52 Millionen Dollar aufzubringen.
Mogensen und Aimbetow kehren am 12. September mit dem Raumschiff Sojus-TMA-16M wieder zur Erde zurück. Ihr Kommandant ist dann der Russe Gennadi Padalka, der derzeit seine fünfte Raumfahrtmission absolviert. Bei seiner Landung am 12. September ist er neuer absoluter Langzeitflugrekordhalter. Er entthront damit seinen Landsmanns Sergej Krikaljow, der es bei sechs Flügen auf 803 Tage brachte.
Sergej Wolkow bleibt als Nachfolger von Padalka in der sechsköpfigen russisch-amerikanisch-japanischen ISS-Stammbesatzung 188 Tage in der ISS. Ihm steht dabei ein umfangreiches Programm mit rund 50 Experimenten bevor, etwa die Hälfte davon sind medizinischer Natur. Zudem unternimmt er einen Ausstieg in den freien Raum und empfängt ein bemanntes und mehrere unbemannte Raumschiffe.
Mogensen ist der 546. Mensch im All und Dänemark nun das 41. Land mit einem Raumfahrer. Die größte Zahl von Astronauten hat es 2009 in der ISS gegeben. Damals arbeiteten gleichzeitig zwölf Frauen und Männer in der Station.
(c) Gerhard Kowalski
Hallo,
dann müssten ja momentan drei Sojus-Raumschiffe an der ISS angekoppelt sein. Dazu noch -wenn ich micht nicht irre- der japanische Frachter. Gab es einen Fall eigentlich schon mal?
Hallo,
das mit den drei Sojus-Schiffen stimmt, denn sie fungieren ja auch als Rettungsboote.
Ob es das früher schon mal gab, weiß ich nicht. Ich bin kein so guter Statistiker.
Meines Erachtens liegt derzeit nur ein japanischer Frachter vor Anker.
Besten Gruß
GK