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Berlin —  Als der US-Milliardär Charles Simonyi am Samstag aus der „Sojus“-Kapsel in die Internationale  Raumstation ISS schwebte, kam er sich sofort heimisch vor.  Denn vor  genau zwei Jahren hatte er bereits einmal  eineinhalb  Wochen in der Station gelebt und gearbeitet.  Neu für den inzwischen 60-jährigen Exilungarn war allerdings die Kopplung.Denn wegen eines Alarmsignals der Automatik entschied sich das russische Flugleitzentrum, per Hand an die ISS anzulegen. Kommandant Gennadi Padalka, der schon zum dritten Mal im All ist, meisterte die Aufgabe  souverän und nötigte seinem zahlenden Gast großen Respekt ab.

Simonyi ist der erste der sechs bisherigen Weltraumtouristen, der sich eine zweite Sternenreise  gönnt. Beim ersten Mal im April 2007 hat er sich den Ausflug 25 Millionen Dollar kosten lassen.  Diesmal musste er noch zehn Millionen mehr drauflegen, einen Rabatt lehnten die Russen mit  Hinweis auf die generell gestiegenen Kosten und die Inflation ab.
Zudem wussten sie, dass Simonyi in Zukunft nicht mehr bei ihnen anklopfen würde, obwohl er große Lust dazu hat. „Ein drittes Mal fliege ich nicht, weil es mir meine Frau verboten hat“,  sagte er zur Begründung. Als frisch gebackener Ehemann müsse er auf sie hören.

Der promovier te Geschäftsmann, der sein Vermögen bei Microsoft mit der Entwicklung von Computerprogrammen wie Excel und Word gemacht hat und inzwischen ein eigenes Softwareunternehmen betreibt,  mag  den Begriff „Weltraumtourist“ überhaupt nicht.  Er sieht sich vielmehr als Wissenschaftler. Als solcher  will er auch bis zur Landung am 7. April jene Experimente fortsetzen, die er vor zwei Jahren in der ISS begonnen hatte. Das gilt insbesondere für die Untersuchung des Einflusses der Weltraumstrahlung  auf den menschlichen Organismus.
Außerdem nehme er „freiwillig“  an biologischen Versuchen teil,   um die Stammbesatzung zu entlasten, wie er vor dem Start sagte. Schon vor zwei Jahren hatte er  auch Experimente für die Europäische Weltraumorganisation ESA durchgeführt.

In seiner alten Heimat, die er Mitte der 1960er Jahre verlassen hat, gilt Simonyi als zweiter Astronaut nach Bertalan Farkas, der 1980 mit einem sowjetischen Kosmonauten für eine Woche  zur Raumstation „Salut
6“   geflogen war. Ungarns Staatspräsident Laszlo Solyom hat ihn dafür mit einem der höchsten Orden des Landes ausgezeichnet.

Simonyi geht aber nicht nur als erster zweifacher, sondern wohl auch als  letzter  Weltraumtourist in die Raumfahrtgeschichte ein.  Denn die drei Plätze in den „Sojus“-Schiffen werden künftig für die  ISS gebraucht, deren Besatzung  Ende Mai auf sechs Mann verdoppelt wird.
Die Russen kC3nnen frühestens 2012/13 daran denken, wieder zahlende Kundschaft ins All zu befördern, wie die Raumfahrtagentur Roskosmos am Wochenende mitteilte. Voraussetzung sei der Bau von speziellen Raumschiffen für einen Profi- Kommandanten und zwei Mitflieger.  Doch dafür fehle derzeit beim „Sojus“-Produzenten „Energija“ das Geld. Und selbst wenn man es hätte, reichten heute  die Kapazitäten der führenden russischen Kosmosschmiede nicht. Sie sei mit der Verdopplung der Produktion auf vier Kapseln pro Jahr voll ausgelastet.  Er hoffe aber, dass „Energija“ in drei bis vier Jahren ein fünftes Raumschiff bauen
könne, sagte der für die bemannte Raumfahrt  zuständige Roskosmos-Vertreter Alexej Krasnow. An zahlungskräftigen Kunden mangele es nicht.

(Veröffentlicht am 28. März 2009)