Baikonur, 2. September 2015 — Der erste Astronaut Dänemarks ist auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS. Er heißt Andreas Mogensen und ist zusammen mit seinen Kollegen Sergej Wolkow (Russland) und Aidyn Aimbetow (Kasachstan) am Mittwoch um 6.37 Uhr deutscher Zeit mit dem Raumschiff Sojus TMA-18M vom Kosmodrom Baikonur (Kasachstan) gestartet. Es war dies zugleich der 500. Start einer Rakete von der Rampe, von der 1961 Juri Gagarin als erster Mensch ins All geflogen ist. Die Kopplung ist für Freitag um 9.42 Uhr geplant.
Normalerweise legen die Kapseln nach vier Erdumkreisungen oder rund sechs Stunden an. Aus Sicherheitsgründen hat sich die russische Raumfahrtagentur Roskosmos diesmal aber für das alte Schema entschieden. „Unsere Entscheidung wird von dem Umstand diktiert, dass sie sicherer und zuverlässiger ist“, sagte deren amtierender Chef Alexandr Iwanow. Am 25. Juli sei man gezwungen gewesen, die ISS-Umlaufbahn anzuheben, um Weltraumschrott auszuweichen. Das habe zu einer erheblichen Veränderung der ballistischen Bedingungen geführt und eine Korrektur des Manöverplans der Station erfordert, fügte er hinzu. Am Montag ist die ISS-Bahn erneut um einen auf 401 Kilometer angehoben worden.
Der 38-jährige promovierte Luft- und Raumfahrtingenieur Mogensen aus Kopenhagen, der mit einem Ticket der Europäischen Weltraumorganisation ESA unterwegs ist, wird nur acht Tage in der ISS bleiben. In dieser Zeit muss er über 20 dänische und ESA-Experimente abarbeiten. Dabei testet er vor allem neue Technologien und Techniken für künftige Raumfahrtmissionen. Dazu gehören der Weltraumanzug Skinsuite und ein spezieller Sessel, mit dem die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus untersucht werden sollen.
Für Wolkow ist das nach 2008 und 2011 bereits der dritte Flug zur ISS. Der Spross einer Kosmonauten-Dynastie zieht damit mit seinem Vater Alexander gleich, der zwischen 1985 und 1992 auch dreimal im All war. Der Kasache Aimbetow ist wie der Däne Weltraumneuling. Er kam nachträglich in die Mannschaft, weil die britische Sopranistin Sarah Brightman überraschend abgesagt hat, die als achte Weltraumtouristin zur ISS fliegen wollte. Angeblich waren ihre Sponsoren nicht bereit, die Flugkosten von 52 Millionen Dollar aufzubringen.
Mogensen und Aimbetow kehren am 12. September mit dem Raumschiff Sojus-TMA-16M wieder zur Erde zurück. Ihr Kommandant ist diesmal der Russe Gennadi Padalka, der nach seiner fünften Raumfahrtmission dann neuer absoluter Langzeitflugrekordhalter ist. Der bisherige Rekord seines Landsmanns Sergej Krikaljow lag bei 803 Tagen bei sechs Flügen.
Sergej Wolkow bleibt als Nachfolger von Padalka in der sechsköpfigen russisch-amerikanisch-japanischen ISS-Stammbesatzung 188 Tage in der ISS. Ihm steht dabei ein Programm mit rund 50 Experimenten bevor, etwa die Hälfte davon sind medizinischer Natur.
Mit der Ankunft des Trios arbeiten kurzzeitig neun Astronauten gleichzeitig in der ISS. Der Rekord liegt bei zwölf Frauen und Männern und stammt vom Juli 2009.
(c) Gerhard Kowalski