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Berlin —  Kleine Schönheitsfehler beim Wachwechsel auf der Internationalen Raumstation ISS: Die neue, nunmehr 19. Stammbesatzung mit dem russischen Kommandanten Gennadi Padalka und seinem amerikanischen Bordingenieur Michael Barratt musste am Samstag  wegen eines  Problems mit  ihrer „Sojus TMA-14“-Kapsel  per Hand an die Station ankoppeln, und die US-Raumfähre „Discovery“ konnte  wegen schlechten Wetters auf dem Weltraumbahnhof  Cape Canaveral  (Florida) erst im zweiten  Anlauf landen.

Die  Automatik habe „einen Fehler an einem der Motoren des Raumschiffs“  signalisiert,  erläuterte  Flugleiter Wladimir Solowjow die Entscheidung, von der normalen automatischen Kopplung zur Handkopplung überzugehen.  Die Automatik habe den Fehler zudem  als „bedeutsam“ eingestuft  und hätte somit das Signal geben können, das Raumschiff wieder von der ISS zu entfernen.   Padalka habe jedoch eingeschätzt, dass die Triebwerke normal arbeiten. Daraufhin sei  dem Kommandanten erlaubt worden,  per Hand anzudocken.  Zu diesem Zeitpunkt sei  die Kapsel „weniger als 100 Meter“ von der Station entfernt gewesen.  Die Kopplung er folgte  danach um 14.05 Uhr MEZ und damit neun Minuten früher als gepla nt. Der Chef des „Sojus“-Herstellers „Energija“, Witali Lopota, hat inzwischen „Veränderungen“ am Steuerungssystem des Raumschiffes angekündigt.

Padalka, Barratt und  US-Weltraumtourist Charles Simonyi als dritter Mann an Bord  wurden von der alten Stammcrew mit Michael Fincke (USA), Juri Lontschakow (Russland) und Koichi Wakata (Japan)  herzlich in der Station begrüßt.  Dreifachkosmonaut Padalka und der Weltraumneuling Barratt bereiten mit Wakata, der in der vergangenen Woche mit der „Discovery“ auf die Umlaufbahn gekommen war, in den kommenden zwei Monaten die Station weiter auf die Verdopplung der Besatzung auf die Sollstärke von sechs Mitgliedern vor. Simonyi, der für seinen nach 2007 zweiten Flug 35 Millionen Dollar bezahlt hat, kehrt am 7. April mit Lontschakow und Fincke zur Erde zurück.

„Sojus TMA-14″ war am Donnerstag vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gestartet.  Es ist die erste von vier bemannten Missionen der Russen in diesem Jahr zur ISS. Die nächste ist für Ende Mai geplant. Damit beginnt dann die neue Ära der Station mit sechs Besatzungsmitgliedern. Dazu gehört dann auch der Belgier Frank de Winne, der die Europäische Weltraumorganisation ESA vertritt.

Nach überaus erfolgreicher Aufbaumission ist die Besatzung der „Discovery“ ebenfalls am Samstag wieder von der ISS zurückgekehrt. Der Shuttle setzte um 20.14 Uhr MEZ sicher auf ..  Die ursprünglich für 18.39 Uhr MEZ geplante Landung musste wegen ungünstigen Wetters abgesagt werden. Der Shuttle drehte daraufhin noch eine „Ehrenrunde“ um den Planeten.

Die „Discovery“ hatte das vierte und letzte Sonnensegel sowie Ersatzteile für das Wasserrecyclingsystem zur ISS gebracht. Mit der Fertigstellung des „Kraftwerks“, das nun über 120 Kilowatt Leistung verfügt, ist die Station jetzt fit für die Sechser-Stammbesatzung. Dem diente auch die Reparatur des Urinprozessors als wichtigem Bestandteil des Wasserrecyclingsystems. Dieses wandelt Urin, Schweiß und Kondenswasser in Trinkwasser um.

Der Shuttle hat Wasserproben mit zur Erde gebracht, die auf ihre Qualität untersucht werden sollen, bevor das System endgültig in Betrieb geht. Mit der „Discovery“ ist auch US-Astronautin Sandra Magnus nach Hause gekommen. Sie hatte vier Monate als Bordingenieurin in der Station gearbeitet. Ihre Aufgabe setzt nun Wakata fort.

Der 13-tägige Flug der Raumfähre war die erste von fünf Shuttle-Missionen in diesem Jahr zur ISS. Dabei werden vor allem die letzten großkalibrigen Teile der Station auf die Umlaufbahn gebracht, die derzeit nach NASA-Angaben schon zu 81 Prozent fertig ist und 2010 vollendet werden soll.
(Veröffentlicht am 29. März 2009)