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Credit: ESA

Kourou, 23. Juni 2015 — Der Umweltsatellit Sentinel-2A ist am Dienstagmorgen erfolgreich gestartet worden. Er stieg um 03.52 Uhr deutscher Zeit an der Spitze einer leichten Vega-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana auf, teilte die Betreiberorganisation Arianespace mit.

 
Europas neueste Erdbeobachtungsmission besteht aus zwei baugleichen Satelliten. Sentinel-2B soll im zweiten Halbjahr 2016 folgen. Alle fünf Tage erstellen dann beide Satelliten Bilder vom weltweiten Zustand der Landoberflächen und ihrer Vegetation zwischen 84 Grad nördlicher und 56 Grad südlicher Breite.
Der 1.140 Kilogramm schwere optische Fernerkundungssatellit Sentinel-2A ist nach dem Radarsatelliten Sentinel-1 der zweite „Wächter“ des europäischen Copernicus-Programms. Er wird die Erde in 786 Kilometern Höhe auf einer sonnensynchronen Bahn umkreisen, so dass er die gleichen Gebiete immer zur gleichen Ortszeit überfliegt. Wegen der dadurch immer gleichen Beleuchtungsverhältnisse ist das die ideale Voraussetzung, um qualitative und quantitative Veränderungen der Erdoberfläche auf den Bildern feststellen zu können.
Sentinel-2A wird optische Daten in hoher Auflösung liefern, die als Grundlage für operationelle Dienste in den Bereichen Landwirtschaft (Landnutzung und -bedeckung, Ernteprognosen, Wasser- und Düngerbedarf), Forstwirtschaft (Bestandsdichte, Gesundheitszustand, Waldbrände), Überwachung von Gewässern, Raumplanung, und Katastrophenmanagement dienen. Zeitnahe Aufnahmen von Überschwemmungen, Vulkanausbrüchen und Erdrutschen tragen zur Erstellung von aktuellen Karten bei Naturkatastrophen bei.
 

Zentrales Element von Sentinel-2 ist der Multispectral Imager MSI – das „Auge“ des Umweltsatelliten. Die hochauflösende Kamera generiert optische Bilder im sichtbaren, nahen und kurzwelligen Infrarotbereich in 13 Spektralkanälen. Diese Kanäle liegen im Bereich vom sichtbaren Blau  (440 Nanometer) bis zum kurzwelligen Infrarot (2.190 Nanometer) – mit einer Pixelauflösung von bis zu zehn Metern. 
Das Hightech-Instrument liefert kontinuierlich Aufnahmen in einem 290 Kilometer breiten Abtaststreifen. Die Kombination aus hochauflösenden Spektralkanälen, einem gigantischen Sichtfeld und einer regelmäßigen weltweiten Abdeckung alle zehn (Sentinel-2A) beziehungsweise fünf Tage (Sentinel-2A/B) ermöglicht neue Anwendungsperspektiven für Landoberflächen und Vegetation. Nach seiner Inbetriebnahme wird Sentinel-2 der modernste Umweltsatellit für Daten im optischen und nahen Infrarotbereich sein.
Sentinel-2 ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA, der Europäischen Kommission, der Industrie sowie Dienstleistern und Datennutzern. Der Satellit wurde von 60 Partnern unter der Führung von Airbus Defence & Space in Immenstaad bei Friedrichshafen entwickelt und gebaut. Die französische Raumfahrtagentur CNES sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) unterstützten das Projekt.
Unter den Firmen befindet sich auch die Tesat Spacecom GmbH aus Deutschland. Sie steuerte ein Laserterminal bei, mit dessen Hilfe die riesigen Datenmengen von etwa einem Terabit pro Tag über das europäische Datenrelaissystem EDRS zur Erde übertragen werden.
Die nominale Missionsdauer der Instrumente von Sentinel-2 beträgt sieben Jahre. Die Satelliten sind jedoch so ausgelegt, dass eine Verlängerung der Mission um fünf weitere Jahre möglich ist.
(c) Gerhard Kowalski