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Credit: Roskosmos

St. Petersburg, 20. Juni 2015 – Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Igor Komarow, will die Leiter von Betrieben der Branche für Havarien materiell zur Verantwortung ziehen. Ihnen würden in solchen Fällen die Prämien gestrichen, sagte Komarow auf dem Petersburger Wirtschaftsforum. 


„Wir ändern das Motivationssystem für die Leiter und verbinden es mit einer klareren Verantwortlichkeit für Havarie-Situationen“, fügte Komarow mit Blick auf die jüngste Pannenserie mit der neuen Sojus-2.1a– und der Proton-M-Rakete hinzu. Dabei waren ein Progress-Frachtraumschiff und ein mexikanischer Telekommunikationssatellit verloren gegangen. Das System sehe bei Havarien die Streichung von Prämien für die Leiter und eine gewisse Absenkung der Prämien im Betrieb vor, zitieren russische Nachrichtenagenturen den Manager. Ähnliche, jedoch wesentlich schärfere Ankündigungen hatten zuvor schon Ministerpräsident Dmitri Medwedjew sowie der für das Militär und die Raumfahrt zuständige Vizepremier Dmitri Rogosin gemacht 

Komarow betonte ferner, dass Russland in den nächsten zwei bis drei Jahren mit den Proton-Beständen weiter arbeiten werde, die noch aus dem Jahr 2013 oder davor stammen. Parallel dazu werde deren gesamter Produktionszyklus aber „ernsthaft“ reorganisiert. Er rechne damit, dass dadurch „Resultate“ erzielt werden. 

Zugleich teilte der Roskosmos-Chef mit, dass im neuen Föderalen Raumfahrtprogramm (FKP) für die Jahre 2016-25 nicht vorgesehen sei, die neue Trägerrakete Feniks zu bauen, die schon seit längerem im Gespräch ist. Dieser mittlere Träger sollte eigentlich die in die Jahre gekommene Sojus-Rakete ablösen. Zugleich galt er quasi als Notreserve für die Angara-Raketenfamilie, die nach dem Baukastenprinzip in einer leichten, einer mittleren und einer schweren Version geplant ist. Für den Fall einer Havarie mit der Angara, die ein zeitweiliges Startverbot für die gesamte Familie nach sich zöge, sollte Feniks bis zur Klärung und Beseitigung der Ursachen dafür Nutzlasten bis zu neun Tonnen ins All bringen.

(c) Gerhard Kowalski