Moskau, 17. Juni 2015 — Russlands Devotionalien-Sammlung in der Internationalen Raumstation ISS wird um ein dubioses Exponat erweitert. Im September soll die Fahne des Biker- und Rockerclubs „Nachtwölfe“ auf die Umlaufbahn geschickt werden, wie der Club auf seiner Homepage mitteilt. Sie ist dieser Tage im „Sternenstädtchen“ bei Moskau dem Kosmonauten Sergej Wolkow (Foto 2. von links) übergeben worden, der am 1. September mit dem dänischen ESA-Astronauten Andreas Mogensen und einem noch zu bestimmenden weiteren Raumfahrer mit dem Raumschiff Sojus TMA-18M vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan zur Station fliegt.
Eigentlich sind politische und religiöse Aktivitäten in der ISS-Satzung nicht vorgesehen. Die Russen haben im Laufe der Jahre in der Station aber immer wieder sogenannte patriotische Aktionen durchgeführt. Sie brachten dafür Georgs-Bänder als Tapferkeitssymbole und Ikonen mit. Erst im Mai präsentierten die russischen Kosmonauten zum 70. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland in einer Video-Schalte eine Kopie des Siegesbanners, das 1945 auf dem Berliner Reichstag gehisst worden war.
Bislang haben die anderen ISS-Partner solche Aktionen einfach nur geduldet oder gar respektiert. Ob das auch mit Blick auf die Biker-Fahne so ist, bleibt abzuwarten. Auf meine diesbezügliche Frage haben mir Experten immer wieder gesagt, dass das allein von den Partnern der Russen abhänge. Eine eindeutige rechtliche Regelung gebe es dafür nicht.
Die „Nachtwölfe“ wurden als erster offizieller russischer Motorrad- und Rockerclub 1989 gegründet. Die Mitglieder gelten als nationalistisch, christlich-orthodox, antiwestlich, homophob und Putin-freundlich.
(c) Gerhard Kowalski