Moskau, 11. Juni 2015 — Nach 199 Tagen im All sind drei Astronauten der Internationalen Raumstation ISS am Donnerstag sicher auf die Erde zurückgekehrt. Anton Schkaplerow (Russland), Samantha Cristoforetti (ESA/Italien) und Terry Virts (USA) landeten um 15.44 Uhr deutscher Zeit mit ihrem Raumschiff Sojus TMA-15M 145 Kilometer südöstlich der Kupferstadt Dsheskasgan in der kasachischen Steppe, teilte das Flugleitzentrum (ZUP) in Koroljow bei Moskau mit. Um 12.20 Uhr hatte das Raumschiff von der Station abgekoppelt, und um 14.51 Uhr wurden die Bremstriebwerke gezündet.
Eigentlich sollten die Astronauten bereits am 14. Mai ihre Mission beenden. Doch nach dem Fehlstart einer modernisierten Sojus-2.1a-Trägerrakete mit einem Progress-Frachter am 28. April wurde die Landung aus Sicherheitsgründen verschoben. Dadurch stellte die Italienerin ungeplant einen neuen Einzelflugweltrekord für Frauen auf. Sie überbot den bisherigen Rekord der Amerikanerin Sunita Williams, der bei 195 Tagen lag. Zum Vergleich: Der Rekord bei den Männern liegt bei 437 Tagen und wird von dem russischen Weltraumarzt Waleri Poljakow gehalten. Er hat dabei vom 8. Januar 1994 bis zum 22. März 1995 quasi im Selbstversuch einen Marsflug simuliert.
Zur schnellen Bergung des Trios standen im Landegebiet rund 230 Spezialisten mit 14 Hubschraubern, drei Flugzeugen und einem guten Dutzend Geländefahrzeugen bereit. Nach einer kurzen medizinischen Kontrolle wurden die drei Astronauten, die bester Laune waren, per Hubschrauber nach Karaganda gebracht, von wo aus Schkaplerow die Heimreise ins „Sternenstädtchen“ bei Moskau und Virts und Cristoforetti nach Houston (Texas) antraten.
Am Mittwochabend hatte Virts (Foto links) das Kommando der Station an Gennadi Padalka (Russland) übergeben. Der setzt nun zusammen mit seinem Landsmann Michail Kornijenko und dem Amerikaner Scott Kelly als 44. ISS-Stammbesatzung allein die Arbeit bis zur Ankunft der nächsten Crew Ende Juli fort.
Am Dienstag war es noch zu einem Zwischenfall in der ISS gekommen, der durchaus eine neue Landeverzögerung zur Folge gehabt haben könnte. Bei einem Systemcheck waren die Triebwerke des Raumschiffes
unbeabsichtigt für knapp eine Minute gezündet worden. Dadurch hatte sich die Position der ISS unbedeutend verändert, wie die Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau mitteilte. Kurz danach wurde die Station nach Angaben des Kontrollzentrums der US-Luft und Raumfahrtbehörde NASA in Houston (Texas) wieder auf Kurs gebracht.
Als Ursache für die Panne wurde ein Fehler des Sojus-Herstellers RKK „Energija“ ausgemacht, meldete die Nachrichtenagentur TASS am Donnerstagabend unter Berufung auf den Flugleiter des russischen ISS-Segments, Wladimir Solowjow. Weitere Einzelheiten wurden nicht genannt.
(c) Gerhard Kowalski