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Baikonur, 2. Juni 2015 — Das Kosmodrom Baikonur begeht am Dienstag mit Veteranentreffen, Miss-Wahlen und einem großen Volksfest den 60. Jahrestag seiner Gründung. Der wichtigste russische Weltraumbahnhof war am 2. Juni 1955 als Raketenversuchsgelände des UdSSR-Verteidigungsministeriums in der kasachischen Steppe aus der Taufe gehoben worden. Von hier sind zuerst Atomraketen gestartet. Am 4. Oktober 1957 sind hier dann der erste Sputnik und am 12. April 1961 mit Juri Gagarin in der Wostok-Kapsel der erste Mensch ins All aufgestiegen. Ihm folgten seither 118 Landsleute, die zu den sieben Salut-Raumstationen, der Raumstation MIR und der Internationalen Raumstation ISS flogen. 

Ab 1978 sind von hin hier auch Kosmonauten der sozialistischen „Bruderstaaten“, darunter Sigmund Jähn aus der DDR, sowie später Astronauten westlicher Partnerländer mit Sojus-Raumschiffen gestartet. Nach dem Ende der Shuttle-Ära 2011 können voraussichtlich bis Ende 2017 nur von Baikonur Kosmonauten und Astronauten zur ISS gebracht werden. Danach sollen auch private US-Raumschiffe die Station anfliegen.

Seit dem Zerfall der UdSSR 1991 befindet sich das Kosmodrom, das inzwischen zivil betrieben wird, auf dem Territorium Kasachstans. Russland hat das 6.750 Quadratkilometer große Gelände mit seinen 14 Startrampen bis 2050 für jährlich 115 Millionen Dollar gepachtet. 

Derzeit laufen zwischen Moskau und Astana Gespräche über die Zukunft des Startplatzes, dessen Bedeutung mit dem Bau des neuen Kosmodroms Wostotschny im Fernen Osten Russlands abnehmen wird. Kasachstan geht es dabei vor allem um die Rettung des Baiterek-Projekts, bei dem gemeinsam mit Russland ein Startkomplex für ökologisch saubere Raketen errichtet werden soll. Das 2004 aufgelegt Programm war zuerst mit den neuen Angara-Trägern geplant, die jetzt aber von Wostotschny starten sollen. 

Danach polte man das Projekt auf die ukrainischen Zenit-Raketen um. Wegen der Ukraine-Krise wurde im Sommer 2014 auch dieses Vorhaben gestoppt. Nunmehr verhandeln Russland und Kasachstan über eine Variante mit einem Träger aus der großen Angara-Familie. 

(c) Gerhard Kowalski